Am Kai der Fischfabrik in Steine
Mittwoch, 18. Februar
Letzte Nacht habe ich richtig gut geschlafen und werde vom Sonnenaufgang geweckt. Na, das Wetter sieht doch recht vielversprechend aus. Nach dem reichhaltigen Frühstück packen wir einen Schlitten und eine Rutschmatte ein und fahren nach Leknes, wo es neben der Lofotenhalle einen Rodelhang gibt. Johannes hat viel Spaß, während ich seine rasanten Abfahrten filme. Irgendwann jedoch schlägt er beim Bremsen aus voller Fahrt mit der ungeschützten Hand auf einen spitzen Eisbrocken auf. Der Handballen schwillt an, kann aber durch Kühlen mit Schnee wieder einigermaßen beruhigt werden. Allerdings ist meinem Sohn jetzt die Lust an weiteren Abfahrten vergangen. Wir fahren zurück zum Haus und essen eine Kleinigkeit zum Mittag.
Anschließend besuchen wir unseren Lieblingsstrand Uttakleiv, der voller Fotografen steckt. Wir zählen 14 Leute – da sind wohl gleich mehrere Workshops unterwegs. Dieser Anblick wird sich während unseres gesamten Aufenthaltes ständig wiederholen. Im klaren Wasser entdeckt Johannes ein paar Fische, die er gerne fangen würde. Also wieder zurück zum Haus – wir nehmen Anne Gerd und ihre alte Angel mit und fahren nach Steine, wo man am Anleger der Fischfabrik recht gut angeln können soll. Wir haben zwar weder die optimale Rute noch den passenden Köder dabei und fangen folgerichtig nix, aber Johannes hat dennoch viel Spaß am Auswerfen und Einholen der Schnur. Immerhin interessieren sich gelegentlich ein paar Fische für sein Tun und knabbern anstandshalber wenigstens mal am Köder herum. Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir alle gut durchgefroren und treten den kurzen Heimweg an.
Heute Abend koche ich Tom Kha Gai, wiederum auf Johannes‘ Wunsch und zur großen Freude von Anne Gerd, die gestern bereits die meisten Zutaten besorgt hat und schon mal ein komplettes Suppenhuhn im Ofen bei niedriger Temperatur vorgart. Ich fahre derweil die fehlenden Ingredienzen kaufen und mache mich nach meiner Rückkehr direkt ans Kochen. Als Beilage gibt’s Reis und als Dessert wieder Obstsalat. Achim steuert, wie schon am Vorabend, Wein bei – und so wird es ein gemütliches Beisammensitzen. Das Wetter taugt heute eh nix mehr zum Fotografieren, also kann ich auch etwas trinken. Nach dem Essen zeigt mir der Profi noch ein paar tolle Tricks, um mit Photoshop das Beste aus meinen Bildern herauszuholen. Gegen 22 Uhr gehen Johannes und ich ins Bett.
Donnerstag, 19. Februar
Für heute ist echtes Schietwetter angesagt, und diesmal stimmt die Vorhersage auch, denn es regnet ziemlich stark, bei 4°C. Nach dem Mittag läßt der Regen etwas nach, und so begeben wir uns noch einmal zum Rodelhang von gestern, weil Johannes heute wieder Lust dazu hat. Und die Handschuhe aufsetzen will. Aber ach! Der Schnee am Hang ist bis auf eine dünne Eisschicht komplett weggetaut. Wird also nichts draus, und so fahren wir weiter zum Strand nach Uttakleiv. Der mal wieder voller Fotografen ist, denn heute ist starke Brandung – die macht vielleicht auch bei mäßigem Wetter etwas her.
Johannes und ich gehen ein wenig auf der alten Straße in Richtung Haukland und werfen große Steine ins Meer. Nach einiger Zeit kehren wir an den Strand zurück, der sich inzwischen merklich gelichtet hat. Mein Sohn rennt und springt im „Parcour-Style“ über die Felsen, was mir wiederum die Gelegenheit für ein paar ungestörte Langzeit-Aufnahmen mit dem Stativ gibt. Kurz vor Sonnenuntergang gelingt mir noch ein schönes Foto von uns beiden auf einem der Felsen in der Brandung. Und wieder einmal bin ich sehr begeistert von unserer kleinen Knipskiste, die ich diesmal anstelle der großen Optik in den Urlaub mitgenommen habe. In Kombination mit dem leichten Reisestativ gelingen mit ihr sogar ganz brauchbare Langzeitbelichtungen der Wellen hier in Uttakleiv.
Zum Abend gibt es Reste von gestern und vorgestern, dazu Wein. Anschließend wird die Übersetzung der Website fortgesetzt, während Joe mit Lego spielt.
Freitag, 20. Februar
Da es heute draußen wieder mal grau und naß ist, setzen wir uns nach einem späten Frühstück ins Auto und wollen ausprobieren, ob wir nicht auf Flakstadøya mehr Glück mit dem Wetter haben. Der geplante Ablauf: zuerst in Nusfjord in den Souvenirshop – nach Mitbringseln für unsere Mädels gucken, dann weiter nach Skagsanden und am Schluß vielleicht noch einen Abstecher nach Vikten, wo ich mal bei der Glasbläserei vorbei möchte. Aber mein Plan wird bereits noch vor seiner ersten Station jäh vereitelt. Auf der steilen Rampe hinauf zum PKW-Parkplatz bleiben wir auf zwei Dritteln nicht nur stehen, weil selbst unsere mit Spikes versehenen Räder auf dem vereisten Untergrund keinen Halt mehr finden. Schlimmer noch: wir rutschen langsam und ohne Kontrolle rückwärts die schmale Gasse hinunter.
Jetzt bloß keine Panik! Als sich unser Wagen nach etwa 10 Metern auch noch zu drehen beginnt, bekomme ich doch Muffensausen. Glücklicherweise landen wir durch die Rotation mit unseren Vorderrädern im Gras und bleiben endlich auf halber Höhe stehen. Ich bitte Johannes, vorsichtig auszusteigen und oberhalb des Autos auf einem Felsen zu warten. Allein auf den wenigen Metern legt er sich mehrmals hin – durch den Regen hat sich auf dem Eis ein feiner Wasserfilm gebildet, der das Gehen bzw. Fahren unmöglich macht. Ich steige ebenfalls aus, betrachte unsere Situation und überlege, was zu tun ist.
Erst mal die Straße streuen, sonst geht hier gar nichts mehr. Aber ohne Sand? Wir nehmen zwei Einkaufstüten aus dem Kofferraum und gehen vorsichtig hoch zum Parkplatz, wo wir mittels Eiskratzer etwas Split und Sand in die Beutel schaufeln und erst einmal unmittelbar neben dem Auto die Straße streuen. Wenn wir aber aus eigener Kraft hier wieder herunter kommen wollen, müssen wir einiges mehr an Kies hier auf die Piste kippen. Und so beginnt eine schier endlose Schaufelei und Schlepperei – immer wieder hoch über die glatte Rampe zum Parkplatz, dort Streumaterial zusammenkratzen und auf der Straße unterhalb des Autos verteilen. Nach etwa zwei Stunden sieht die Lage recht vielversprechend aus, und ich wage einen Anfahrtsversuch, während Johannes wieder in sicherer Entfernung oberhalb des Autos auf einem Felsen wartet.
Leider gelingt dieser Versuch nicht – ich komme einen halben Meter wieder nach oben, aber dann drehen die Räder durch und schleudern unser Streumaterial von der Straße. Diesmal rutscht der Wagen noch weiter nach unten und steht nun zu allem Überfluß mit der Hinterachse über einer flachen Mauer, hinter der es etwa anderthalb Meter nach unten in einen Garten geht. Heilige Scheiße! Was jetzt?
Ich steige wieder aus, gehe ums Auto herum und überlege, ob ich nicht doch bei Europcar anrufen und um Hilfe bitten soll, als unten an der Einfahrt zur Gasse ein Baufahrzeug hält und zwei stämmige Norweger vorsichtig die Straße hoch gelaufen kommen. „Ja, so einen Fall hatten wir gestern auch schon mal. Braucht Ihr Hilfe?“ fragen sie. Gerne. Wir schauen zu dritt noch einmal die Lage an. Norweger 1 übernimmt das Steuer, während Norweger 2 und ich hinten bzw. vorn am Auto schieben sollen. Wir werden versuchen, den Wagen auf engstem Raum zu wenden und gleichzeitig wieder auf den Weg zu setzen. Nach etwa 5-6 Mal Hin und Her gelingt das Manöver, und unser VW Polo rutscht langsam, aber einigermaßen kontrolliert (auch dank unserer Streumaßnahmen) die enge Gasse hinunter. Das ist ja noch mal gut gegangen.
Allerdings haben wir jetzt keine große Lust mehr auf weitere Unternehmungen und fahren zurück zum Haus. Unsere Sachen sind schmutzig und komplett durchnäßt, wir frieren – trotz der ganzen Anstrengung durch das Schippen und Streuen. Direkt nach unserer Rückkehr werden erst einmal die Sachen in die Waschmaschine gesteckt, während Jo und ich eine heiße Dusche nehmen und uns anschließend in unserem Zimmer ausruhen.
Anne Gerd kocht heute Abend noch einmal für uns. Diesmal habe ich mir Fisch gewünscht, den wir fangfrisch direkt beim Fischer in Steine kaufen. Dorsch mit Gemüse im Ofen geschmort, dazu Pellkartoffeln und hinterher ein Eis – das ist ein würdiges Abschlußessen an unserem letzten Abend. Anschließend schauen wir gemeinsam mit Anne Gerd noch die Fotos unserer Familie an, die ich extra dazu auf den Laptop kopiert habe. Danach spielen Johannes und ich noch ein paar Runden Kniffel, bevor ich mich ans Kofferpacken mache und er noch ein wenig am Handy spielen darf.
Rodeln an der Lofothallen in Leknes
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