Wintertour 2015

Am Kai der Fischfabrik in Steine

Mittwoch, 18. Februar

Letzte Nacht habe ich rich­tig gut geschla­fen und werde vom Sonnenaufgang geweckt. Na, das Wetter sieht doch recht viel­ver­spre­chend aus. Nach dem reich­hal­ti­gen Frühstück packen wir einen Schlitten und eine Rutschmatte ein und fah­ren nach Leknes, wo es neben der Lofotenhalle einen Rodelhang gibt. Johannes hat viel Spaß, wäh­rend ich seine rasan­ten Abfahrten filme. Irgendwann jedoch schlägt er beim Bremsen aus vol­ler Fahrt mit der unge­schütz­ten Hand auf einen spit­zen Eisbrocken auf. Der Handballen schwillt an, kann aber durch Kühlen mit Schnee wie­der eini­ger­ma­ßen beru­higt wer­den. Allerdings ist mei­nem Sohn jetzt die Lust an wei­te­ren Abfahrten ver­gan­gen. Wir fah­ren zurück zum Haus und essen eine Kleinigkeit zum Mittag.
Anschließend besu­chen wir unse­ren Lieblingsstrand Uttakleiv, der vol­ler Fotografen steckt. Wir zäh­len 14 Leute – da sind wohl gleich meh­rere Workshops unter­wegs. Dieser Anblick wird sich wäh­rend unse­res gesam­ten Aufenthaltes stän­dig wie­der­ho­len. Im kla­ren Wasser ent­deckt Johannes ein paar Fische, die er gerne fan­gen würde. Also wie­der zurück zum Haus – wir neh­men Anne Gerd und ihre alte Angel mit und fah­ren nach Steine, wo man am Anleger der Fischfabrik recht gut angeln kön­nen soll. Wir haben zwar weder die opti­male Rute noch den pas­sen­den Köder dabei und fan­gen fol­ge­rich­tig nix, aber Johannes hat den­noch viel Spaß am Auswerfen und Einholen der Schnur. Immerhin inter­es­sie­ren sich gele­gent­lich ein paar Fische für sein Tun und knab­bern anstands­hal­ber wenig­stens mal am Köder herum. Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir alle gut durch­ge­fro­ren und tre­ten den kur­zen Heimweg an.
Heute Abend koche ich Tom Kha Gai, wie­derum auf Johannes’ Wunsch und zur gro­ßen Freude von Anne Gerd, die gestern bereits die mei­sten Zutaten besorgt hat und schon mal ein kom­plet­tes Suppenhuhn im Ofen bei nied­ri­ger Temperatur vor­g­art. Ich fahre der­weil die feh­len­den Ingredienzen kau­fen und mache mich nach mei­ner Rückkehr direkt ans Kochen. Als Beilage gibt’s Reis und als Dessert wie­der Obstsalat. Achim steu­ert, wie schon am Vorabend, Wein bei – und so wird es ein gemüt­li­ches Beisammensitzen. Das Wetter taugt heute eh nix mehr zum Fotografieren, also kann ich auch etwas trin­ken. Nach dem Essen zeigt mir der Profi noch ein paar tolle Tricks, um mit Photoshop das Beste aus mei­nen Bildern her­aus­zu­ho­len. Gegen 22 Uhr gehen Johannes und ich ins Bett.

Donnerstag, 19. Februar

Für heute ist ech­tes Schietwetter ange­sagt, und dies­mal stimmt die Vorhersage auch, denn es reg­net ziem­lich stark, bei 4°C. Nach dem Mittag läßt der Regen etwas nach, und so bege­ben wir uns noch ein­mal zum Rodelhang von gestern, weil Johannes heute wie­der Lust dazu hat. Und die Handschuhe auf­set­zen will. Aber ach! Der Schnee am Hang ist bis auf eine dünne Eisschicht kom­plett weg­ge­taut. Wird also nichts draus, und so fah­ren wir wei­ter zum Strand nach Uttakleiv. Der mal wie­der vol­ler Fotografen ist, denn heute ist starke Brandung – die macht viel­leicht auch bei mäßi­gem Wetter etwas her.
Johannes und ich gehen ein wenig auf der alten Straße in Richtung Haukland und wer­fen große Steine ins Meer. Nach eini­ger Zeit keh­ren wir an den Strand zurück, der sich inzwi­schen merk­lich gelich­tet hat. Mein Sohn rennt und springt im „Parcour-Style” über die Felsen, was mir wie­derum die Gelegenheit für ein paar unge­störte Langzeit-Aufnahmen mit dem Stativ gibt. Kurz vor Sonnenuntergang gelingt mir noch ein schö­nes Foto von uns bei­den auf einem der Felsen in der Brandung. Und wie­der ein­mal bin ich sehr begei­stert von unse­rer klei­nen Knipskiste, die ich dies­mal anstelle der gro­ßen Optik in den Urlaub mit­ge­nom­men habe. In Kombination mit dem leich­ten Reisestativ gelin­gen mit ihr sogar ganz brauch­bare Langzeitbelichtungen der Wellen hier in Uttakleiv.
Zum Abend gibt es Reste von gestern und vor­ge­stern, dazu Wein. Anschließend wird die Übersetzung der Website fort­ge­setzt, wäh­rend Joe mit Lego spielt.

Freitag, 20. Februar

Da es heute drau­ßen wie­der mal grau und naß ist, set­zen wir uns nach einem spä­ten Frühstück ins Auto und wol­len aus­pro­bie­ren, ob wir nicht auf Flakstadøya mehr Glück mit dem Wetter haben. Der geplante Ablauf: zuerst in Nusfjord in den Souvenirshop – nach Mitbringseln für unsere Mädels gucken, dann wei­ter nach Skagsanden und am Schluß viel­leicht noch einen Abstecher nach Vikten, wo ich mal bei der Glasbläserei vor­bei möchte. Aber mein Plan wird bereits noch vor sei­ner ersten Station jäh ver­ei­telt. Auf der stei­len Rampe hin­auf zum PKW-Parkplatz blei­ben wir auf zwei Dritteln nicht nur ste­hen, weil selbst unsere mit Spikes ver­se­he­nen Räder auf dem ver­ei­sten Untergrund kei­nen Halt mehr fin­den. Schlimmer noch: wir rut­schen lang­sam und ohne Kontrolle rück­wärts die schmale Gasse hinunter.
Jetzt bloß keine Panik! Als sich unser Wagen nach etwa 10 Metern auch noch zu dre­hen beginnt, bekomme ich doch Muffensausen. Glücklicherweise lan­den wir durch die Rotation mit unse­ren Vorderrädern im Gras und blei­ben end­lich auf hal­ber Höhe ste­hen. Ich bitte Johannes, vor­sich­tig aus­zu­stei­gen und ober­halb des Autos auf einem Felsen zu war­ten. Allein auf den weni­gen Metern legt er sich mehr­mals hin – durch den Regen hat sich auf dem Eis ein fei­ner Wasserfilm gebil­det, der das Gehen bzw. Fahren unmög­lich macht. Ich steige eben­falls aus, betrachte unsere Situation und über­lege, was zu tun ist.
Erst mal die Straße streuen, sonst geht hier gar nichts mehr. Aber ohne Sand? Wir neh­men zwei Einkaufstüten aus dem Kofferraum und gehen vor­sich­tig hoch zum Parkplatz, wo wir mit­tels Eiskratzer etwas Split und Sand in die Beutel schau­feln und erst ein­mal unmit­tel­bar neben dem Auto die Straße streuen. Wenn wir aber aus eige­ner Kraft hier wie­der her­un­ter kom­men wol­len, müs­sen wir eini­ges mehr an Kies hier auf die Piste kip­pen. Und so beginnt eine schier end­lose Schaufelei und Schlepperei – immer wie­der hoch über die glatte Rampe zum Parkplatz, dort Streumaterial zusam­men­krat­zen und auf der Straße unter­halb des Autos ver­tei­len. Nach etwa zwei Stunden sieht die Lage recht viel­ver­spre­chend aus, und ich wage einen Anfahrtsversuch, wäh­rend Johannes wie­der in siche­rer Entfernung ober­halb des Autos auf einem Felsen wartet.
Leider gelingt die­ser Versuch nicht – ich komme einen hal­ben Meter wie­der nach oben, aber dann dre­hen die Räder durch und schleu­dern unser Streumaterial von der Straße. Diesmal rutscht der Wagen noch wei­ter nach unten und steht nun zu allem Überfluß mit der Hinterachse über einer fla­chen Mauer, hin­ter der es etwa andert­halb Meter nach unten in einen Garten geht. Heilige Scheiße! Was jetzt?
Ich steige wie­der aus, gehe ums Auto herum und über­lege, ob ich nicht doch bei Europcar anru­fen und um Hilfe bit­ten soll, als unten an der Einfahrt zur Gasse ein Baufahrzeug hält und zwei stäm­mige Norweger vor­sich­tig die Straße hoch gelau­fen kom­men. „Ja, so einen Fall hat­ten wir gestern auch schon mal. Braucht Ihr Hilfe?” fra­gen sie. Gerne. Wir schauen zu dritt noch ein­mal die Lage an. Norweger 1 über­nimmt das Steuer, wäh­rend Norweger 2 und ich hin­ten bzw. vorn am Auto schie­ben sol­len. Wir wer­den ver­su­chen, den Wagen auf eng­stem Raum zu wen­den und gleich­zei­tig wie­der auf den Weg zu set­zen. Nach etwa 5 – 6 Mal Hin und Her gelingt das Manöver, und unser VW Polo rutscht lang­sam, aber eini­ger­ma­ßen kon­trol­liert (auch dank unse­rer Streumaßnahmen) die enge Gasse hin­un­ter. Das ist ja noch mal gut gegangen.
Allerdings haben wir jetzt keine große Lust mehr auf wei­tere Unternehmungen und fah­ren zurück zum Haus. Unsere Sachen sind schmut­zig und kom­plett durch­näßt, wir frie­ren – trotz der gan­zen Anstrengung durch das Schippen und Streuen. Direkt nach unse­rer Rückkehr wer­den erst ein­mal die Sachen in die Waschmaschine gesteckt, wäh­rend Jo und ich eine heiße Dusche neh­men und uns anschlie­ßend in unse­rem Zimmer ausruhen.
Anne Gerd kocht heute Abend noch ein­mal für uns. Diesmal habe ich mir Fisch gewünscht, den wir fang­frisch direkt beim Fischer in Steine kau­fen. Dorsch mit Gemüse im Ofen geschmort, dazu Pellkartoffeln und hin­ter­her ein Eis – das ist ein wür­di­ges Abschlußessen an unse­rem letz­ten Abend. Anschließend schauen wir gemein­sam mit Anne Gerd noch die Fotos unse­rer Familie an, die ich extra dazu auf den Laptop kopiert habe. Danach spie­len Johannes und ich noch ein paar Runden Kniffel, bevor ich mich ans Kofferpacken mache und er noch ein wenig am Handy spie­len darf.

Rodeln an der Lofothallen in Leknes

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