Blick von Kvaløya nach Tromsø

Sonntag, 15. Februar

Heute Morgen müssen wir relativ zeitig aufstehen und auch zügig frühstücken, denn um 9:45 Uhr ist Treffen am Ishavshotel am Hafen, Downtown. Erster Programmpunkt: eine Hundeschlittentour. Im Gegensatz zu der enttäuschend passiven Variante vorletztes Jahr in Abisko dieses Mal zum Selber lenken. Das wird fetzen! Halbe Stunde Fahrt zur Basis von Arctic Adventure Tours auf Kvaløya, einer Halbinsel westlich von Tromsø. Kurze Einweisung durch Pieter und Hege, kurzes Beschnuppern der Hunde, dann Overall und Astronauten-Boots an, und los geht’s. Selber fahren ist tausendmal besser als auf dem Schlitten rumoxydieren. Alle 10-15 Minuten kurzer Stopp für Foto und Fahrerwechsel. Nach der Hälfte der Strecke kommt der Guide hinter und fragt, ob Johannes auch mal selber einen Schlitten lenken will – das Führungsfahrzeug des Expeditionsleiters. Kurzes Zögern, aber dann siegt die Neugier. Und nach kurzer Zeit kann man auch von hinten sehen, wie stolz Johannes ist. Er darf die komplette zweite Hälfte der Fahrt den Schlitten lenken, unterstützt durch den Leiter der Tour, der seine Hunde im Notfall selbst bremsen kann.
Bei Rückkehr zum Start ist Jo einen Meter größer vor Stolz. Und kaum von den Hunden zu trennen. Während die Erwachsenen in einem Lavu (einer Art Tipi mit Fundament) Kaffee und Kuchen serviert bekommen, hilft mein Sohn noch beim Ausspannen und Versorgen der Huskies. Und ist ganz traurig, als wir das Camp wieder in Richtung Tromsø verlassen müssen. Natürlich wird eine sofortige Wiederholung dieses Programmpunktes gewünscht, was leider an der Verfügbarkeit freier Plätze scheitert. Aber es gibt noch einen anderen Veranstalter, der solche Touren anbietet. Dessen Stadtbüro suchen wir sofort nach der Ankunft in Tromsø auf. Unser Glück: Eine Gruppe von 5 Leuten hat kurzfristig für morgen abgesagt, also können wir noch einmal Hundeschlitten fahren gehen. Freudestrahlend sitzt Joe im Auto.
Wir kehren zurück zur Wohnung. Jetzt müssen wir uns wieder umziehen und stadtfein machen, denn wir haben für heute noch einmal zwei Plätze im selben Pub wie gestern reserviert. Die Spare Ribs an den Nachbartischen sahen aber auch einfach zu lecker aus. Einen kleinen Abstecher zum Hausberg möchte ich jedoch vorher noch unternehmen, denn die Sonne geht langsam unter und zaubert unglaublich intensive Farben an den Abendhimmel. Wir verpassen leider gerade eine ankommende Seilbahn, aus der ein Haufen Fotografen quellen. Die haben vermutlich alles richtig gemacht. Während wir eine halbe Stunde auf die nächste Bergfahrt warten müssen, sehen wir, wie oben am Gipfel der Schnee umher weht. Stellenweise ist die Bergstation komplett von Schneegestöber eingehüllt. Das bürgt für eine wackelige Fahrt nach oben – eine Erkenntnis, die ich vorsichtshalber lieber für mich behalte. Und richtig: ab der Hälfte der Strecke beginnt unsere Gondel, ziemlich stark zu schaukeln. Da muß der Führer an der Bergstation schon wie ein Luchs aufpassen, ein heftiges Anbucken an den Barrieren links und rechts läßt sich freilich nicht vermeiden. Man bekommt die Tür der Station kaum auf, so stark weht der Wind. Mittlerweile ist blaue Stunde, die schönen Lila-Orange-Töne des Himmels sind leider schon wieder aus. Zu allem Überfluß habe ich auch noch unsere Stirnlampen unten im Auto vergessen. Keine Chance, die etwa zweihundert Meter Luftlinie entfernte Aussichtsplattform über ein verschneiten Pfad, im Dunkeln und unter diesen Witterungsbedingungen zu erreichen. Also bleiben wir aus Sicherheitsgründen nahe am Gebäude und nehmen die nächste Bahn hinunter. Auch hier wieder „light to moderate Turbulence“ bis zur Hälfte der Strecke, und dadurch bedauerlicherweise etwas verwackelte Bilder.
Jetzt aber schnell ins Zentrum, in die Sportsbar zum Rippchen essen. Leider sind sie heute ausverkauft. Aber nochmal Burger geht zur Not auch. Johannes ist es fast egal, was er zu Futtern bekommt, solange er dabei Fernsehen kann. Bei uns zu Hause ein ist das ja ein No-Go. Heute läuft Handball auf dem einen und Fußball Champions League auf dem anderen Monitor in seiner Blickrichtung. Was will man mehr? Die Bedienung ist fix und freundlich, es handelt sich um die Kollegin von gestern.
Nach dem Dinner folgt mal wieder die Konfrontation mit der harten norwegischen Wirklichkeit in Form eines Strafzettels für falsches Parken: 500 Kronen, also rund 60 Euro. Und das am Sonntag Abend um 20 Uhr. Haben die hier nix Besseres zu tun? Zumal am selben Haus, nur eben einmal um die Ecke (wo wir übrigens gestern standen), ab Samstag 17 Uhr bis Montag früh Parken für umme ist. Anne Gerd wird mir später erklären, daß bei allen Strafen für jegliche Vergehen in Norwegen der erzieherische Aspekt im Vordergrund steht.
Leuchtet ein, denn mal ehrlich: bei 5 Euro Gebühr, wie das bei uns in Deutschland noch bis vor Kurzem üblich war, würde man doch wohl kaum lange überlegen. Aber bei 50? Ich habe verstanden.
Zurück in der Wohnung wird mal kurz die Polarlicht-Aktivität gecheckt. Sieht ganz gut aus. Also wieder die Winterklamotten an und noch mal raus in den den kleinen Park hinter unserem Haus. Ein bißchen was ist am Himmel zu erkennen, aber das Streulicht der Stadt ist doch ziemlich stark, so daß die Bilder nicht allzu viel taugen. Aber immerhin schon mal einen Beweis mitgebracht. Gegen 11 ist Zapfenstreich.

Tromsø am Abend

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