Wintertour 2015

Blick von Kvaløya nach Tromsø

Sonntag, 15. Februar

Heute Morgen müs­sen wir rela­tiv zei­tig auf­ste­hen und auch zügig früh­stücken, denn um 9:45 Uhr ist Treffen am Ishavshotel am Hafen, Downtown. Erster Programmpunkt: eine Hundeschlittentour. Im Gegensatz zu der ent­täu­schend pas­si­ven Variante vor­letz­tes Jahr in Abisko die­ses Mal zum Selber len­ken. Das wird fet­zen! Halbe Stunde Fahrt zur Basis von Arctic Adventure Tours auf Kvaløya, einer Halbinsel west­lich von Tromsø. Kurze Einweisung durch Pieter und Hege, kur­zes Beschnuppern der Hunde, dann Overall und Astronauten-Boots an, und los geht’s. Selber fah­ren ist tau­send­mal bes­ser als auf dem Schlitten rum­oxy­die­ren. Alle 10 – 15 Minuten kur­zer Stopp für Foto und Fahrerwechsel. Nach der Hälfte der Strecke kommt der Guide hin­ter und fragt, ob Johannes auch mal sel­ber einen Schlitten len­ken will – das Führungsfahrzeug des Expeditionsleiters. Kurzes Zögern, aber dann siegt die Neugier. Und nach kur­zer Zeit kann man auch von hin­ten sehen, wie stolz Johannes ist. Er darf die kom­plette zweite Hälfte der Fahrt den Schlitten len­ken, unter­stützt durch den Leiter der Tour, der seine Hunde im Notfall selbst brem­sen kann.
Bei Rückkehr zum Start ist Jo einen Meter grö­ßer vor Stolz. Und kaum von den Hunden zu tren­nen. Während die Erwachsenen in einem Lavu (einer Art Tipi mit Fundament) Kaffee und Kuchen ser­viert bekom­men, hilft mein Sohn noch beim Ausspannen und Versorgen der Huskies. Und ist ganz trau­rig, als wir das Camp wie­der in Richtung Tromsø ver­las­sen müs­sen. Natürlich wird eine sofor­tige Wiederholung die­ses Programmpunktes gewünscht, was lei­der an der Verfügbarkeit freier Plätze schei­tert. Aber es gibt noch einen ande­ren Veranstalter, der sol­che Touren anbie­tet. Dessen Stadtbüro suchen wir sofort nach der Ankunft in Tromsø auf. Unser Glück: Eine Gruppe von 5 Leuten hat kurz­fri­stig für mor­gen abge­sagt, also kön­nen wir noch ein­mal Hundeschlitten fah­ren gehen. Freudestrahlend sitzt Joe im Auto.
Wir keh­ren zurück zur Wohnung. Jetzt müs­sen wir uns wie­der umzie­hen und stadt­fein machen, denn wir haben für heute noch ein­mal zwei Plätze im sel­ben Pub wie gestern reser­viert. Die Spare Ribs an den Nachbartischen sahen aber auch ein­fach zu lecker aus. Einen klei­nen Abstecher zum Hausberg möchte ich jedoch vor­her noch unter­neh­men, denn die Sonne geht lang­sam unter und zau­bert unglaub­lich inten­sive Farben an den Abendhimmel. Wir ver­pas­sen lei­der gerade eine ankom­mende Seilbahn, aus der ein Haufen Fotografen quel­len. Die haben ver­mut­lich alles rich­tig gemacht. Während wir eine halbe Stunde auf die näch­ste Bergfahrt war­ten müs­sen, sehen wir, wie oben am Gipfel der Schnee umher weht. Stellenweise ist die Bergstation kom­plett von Schneegestöber ein­ge­hüllt. Das bürgt für eine wacke­lige Fahrt nach oben – eine Erkenntnis, die ich vor­sichts­hal­ber lie­ber für mich behalte. Und rich­tig: ab der Hälfte der Strecke beginnt unsere Gondel, ziem­lich stark zu schau­keln. Da muß der Führer an der Bergstation schon wie ein Luchs auf­pas­sen, ein hef­ti­ges Anbucken an den Barrieren links und rechts läßt sich frei­lich nicht ver­mei­den. Man bekommt die Tür der Station kaum auf, so stark weht der Wind. Mittlerweile ist blaue Stunde, die schö­nen Lila-Orange-Töne des Himmels sind lei­der schon wie­der aus. Zu allem Überfluß habe ich auch noch unsere Stirnlampen unten im Auto ver­ges­sen. Keine Chance, die etwa zwei­hun­dert Meter Luftlinie ent­fernte Aussichtsplattform über ein ver­schnei­ten Pfad, im Dunkeln und unter die­sen Witterungsbedingungen zu errei­chen. Also blei­ben wir aus Sicherheitsgründen nahe am Gebäude und neh­men die näch­ste Bahn hin­un­ter. Auch hier wie­der „light to mode­rate Turbulence” bis zur Hälfte der Strecke, und dadurch bedau­er­li­cher­weise etwas ver­wackelte Bilder.
Jetzt aber schnell ins Zentrum, in die Sportsbar zum Rippchen essen. Leider sind sie heute aus­ver­kauft. Aber noch­mal Burger geht zur Not auch. Johannes ist es fast egal, was er zu Futtern bekommt, solange er dabei Fernsehen kann. Bei uns zu Hause ein ist das ja ein No-Go. Heute läuft Handball auf dem einen und Fußball Champions League auf dem ande­ren Monitor in sei­ner Blickrichtung. Was will man mehr? Die Bedienung ist fix und freund­lich, es han­delt sich um die Kollegin von gestern.
Nach dem Dinner folgt mal wie­der die Konfrontation mit der har­ten nor­we­gi­schen Wirklichkeit in Form eines Strafzettels für fal­sches Parken: 500 Kronen, also rund 60 Euro. Und das am Sonntag Abend um 20 Uhr. Haben die hier nix Besseres zu tun? Zumal am sel­ben Haus, nur eben ein­mal um die Ecke (wo wir übri­gens gestern stan­den), ab Samstag 17 Uhr bis Montag früh Parken für umme ist. Anne Gerd wird mir spä­ter erklä­ren, daß bei allen Strafen für jeg­li­che Vergehen in Norwegen der erzie­he­ri­sche Aspekt im Vordergrund steht.
Leuchtet ein, denn mal ehr­lich: bei 5 Euro Gebühr, wie das bei uns in Deutschland noch bis vor Kurzem üblich war, würde man doch wohl kaum lange über­le­gen. Aber bei 50? Ich habe verstanden.
Zurück in der Wohnung wird mal kurz die Polarlicht-Aktivität gecheckt. Sieht ganz gut aus. Also wie­der die Winterklamotten an und noch mal raus in den den klei­nen Park hin­ter unse­rem Haus. Ein biß­chen was ist am Himmel zu erken­nen, aber das Streulicht der Stadt ist doch ziem­lich stark, so daß die Bilder nicht allzu viel tau­gen. Aber immer­hin schon mal einen Beweis mit­ge­bracht. Gegen 11 ist Zapfenstreich.

Tromsø am Abend

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7

image/svg+xml

Menü