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der Hafen von Svolvær

Freitag, 29. März

Bei Nordlandreisen im Winter muß man stets gewisse Flexibilität mitbringen, allein schon aufgrund des wenig berechenbaren und mitunter auch komplett unkooperativen Wetters. „Irgendwas ist immer“, lautet mein Standardspruch auf jeder Tour. In diesem Jahr bringt ein Tiefdruckgebiet mit extremen Schneefällen unseren Plan durcheinander,ALT die letzte Nacht im stylischen Scandic-Hotel in Narvik zu verbringen und morgen die verbleibenden 250 Kilometer bis Tromsø entspannt nach einem frühen Aufbruch zurückzulegen.
Weil ich durch meine Wetter-App vorgewarnt bin, lasse ich beim Frühstück den Fernseher laufen. Weiter im Süden sind einige Orte bereits von der Außenwelt abgeschnitten, und auch ohne tiefgehende Kenntnisse der norwegischen Sprache machen uns die TV-Bilder die Lage klar: mit Narvik wird das nix. Dort schneit es schon recht dolle, und es soll noch mehr werden. Wir möchten morgen unseren Abflug nicht verpassen, nur weil wir auf den winterlichen Straßen gerade mal im Kriechgang vorankommen und entscheiden uns daher, diese Hotelbuchung zu canceln und heute schon bis Tromsø durchzufahren. Da wir als erfahrene Skandinavien-Urlauber für die Nächte rund um die Reise­tage Flex-Tarife bei der Zimmer­reservierung gewählt haben, kostet die Stornierung nichts.
Noch etwas macht mich beim Nachrichten gucken stutzig, aber es dauert einen Augenblick, bis ich den Fehler in der Matrix finde. Das Kreuzfahrtschiff „Viking Sky“, das wir vor einigen Tagen noch in Tromsø vor Anker liegen sahen, ist etwas südlich von Bodø in das gleiche Tiefdruckgebiet geraten,ALT das der Küstenregion Norwegens nicht nur reichlich Schnee, sondern auch eine gehörige Portion Wind in Orkanstärke gebracht hat. Diesem Sturm war das Schiff nicht gewachsen. Sein Antrieb fiel in der Nacht aus, und jetzt treibt es unkontrolliert auf die Küste zu. Wegen des hohen Wellengangs kann es derzeit nicht abgeschleppt werden. Die norwegische Küstenwache und die Luftwaffe haben bereits damit begonnen, Passagiere per Helikopter von dem Dampfer zu evakuieren. Wahnsinn! Fliegen und Retten bei dem Wetter! Hut ab vor der Leistung der Piloten.
Wir haben es da deutlich leichter. Heute sind es nur etwas über 400 Kilometer Landstraße, die wir – zum Glück ohne Zeitdruck – hinter uns bringen müssen. Einsetzender Schnee­fall in Svolvær mahnt zur zügigen Abfahrt. Auf den Lofoten sind die Straßen noch halbwegs freigeräumt, aber in der Region Skånland auf dem Festland, ab der Höhe des Flughafens Evenes, hat der Winterdienst deutlich mehr zu kämpfen. Ich bin heilfroh, daß wir ein wintertaugliches Auto mit Allradantrieb gemietet haben. Kein Vergleich zum viel zu leichten Golf auf der Tour 2015,ALT der bei fünf Zentimetern Schneedecke schon zu schlingern anfing.
Nach einer Fahrt ohne Zwischenfälle, nur mit minimalen Pausen erreichen wir am Nachmittag Tromsø. Hier haben wir im Scandic-Ishavshotel auch spontan noch zwei Doppelzimmer für einen fairen Preis bekommen. Wir deponieren dort kurz unser Gepäck und laufen rüber ins nahegelegene Zentrum für letzte Mitbringsel-Einkäufe. Und eine Kleinigkeit essen wäre auch ganz nett. Sushi geht eigentlich immer, und das “Kystens Mathus” beherbergt eine Filiale von Tromsøs bester Adresse dafür: das „Rå Sushi“.
Frisch gestärkt geht das Souvenir-Shopping deutlich leichter vonstatten. Das Etappenziel fürs obligatorische Kaffeetrinken ist bereits seit Langem gesetzt: wir statten der „Kaffebønna“ einen finalen Besuch ab. Noch ein letzter Bummel durch die Einkaufsstraße, dann treten wir so langsam den Rückweg ins Hotel an. Einmal verlassen wir unser Quartier noch, zum Tapas essen bei “Presis” in der Storgata, als Erinnerung an die Tour vom letzten Jahr. Wieder mal sehr lecker, dauert nur heute ziemlich lange.
Mittlerweile ist das Niederschlagsgebiet auch hier angekommen, und nun beginnt dichtes Schneetreiben. Einen besseren Grund zum Schlafengehen im gemütlichen Hotelbett gibt es nicht.

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Hafen von Tromsø am Morgen

Samstag, 30. März

Abreisetag. Über Nacht gab es ca. zwanzig Zentimeter Neuschnee. Das ist nicht allzuviel, aber in anderen Teilen Nordnorwegens sieht es dafür ziemlich chaotisch aus. Ich bin froh über unsere gestrige Umplanung, die die letzten Stunden vor dem Abflug deutlich entspannter macht. Die Klamotten haben wir gestern abend schon gepackt,ALT so daß uns heute nach dem sehr guten Frühstück im Hotel noch ein wenig Zeit für einen kleinen Spaziergang durch das Stadtzentrum bleibt. Am Museum „Polaria“ finde ich einen schicken und nicht so 08/15-Souvenirladen, aber ich habe bereits gestern alle Goodies für die Familie gekauft. Melanie bekommt eine Kaffeetasse im Norwegerpulli-Design, und die Kinder haben sich nur eine bestimmte Sorte Schokolade gewünscht, die es nur hier im Norden gibt. Das war einfach.
Unser Rückflug soll um 14 Uhr starten. Kurz vor dem Mittags­läuten verlassen wir das Hotel und fahren zum Flughafen Langenes. Während der Rest der Gruppe das Gepäck ins Terminal schafft, fahre ich den Škoda zurück auf die Insel Kvaløya. Sein Besitzer Øystein ist gerade zu Hause, und wir finden noch die Zeit für einen kleinen Plausch, bevor ich mich wieder auf den zwanzigminütigen Fußweg zum Airport mache.
Inzwischen sind die Check-In Schalter geöffnet. Gepäckabgabe und Sicherheitskontrolle werden ebenso entspannt wie zügig erledigt. Ein Kaffee in der Lounge muß sein, und bald schon sehen wir den Airbus 319 der Lufthansa im Landeanflug.ALT In aller Ruhe austrinken, noch mal kurz runter zum Duty-Free-Shop geschaut und die letzten Kronen auf den Kopf gehauen, dann beginnt bereits das Boarding. Das „Umdrehen“ der Maschine ging heute rasend schnell. Inzwischen ist die Schneefront auch hier angekommen, und die Sicht am Flughafen geht temporär gegen Null. „Jetzt nix wie weg hier!“ scheinen alle an diesem Flug Beteiligten zu denken. Die Paxe beeilen sich beim Einsteigen, und Piloten geben richtig Gas beim Rollen zum Enteisen und zur Runway. Nach dem Blitzstart geht’s mit hoher Steigrate durch die Wolken und dann nur noch Kürs Süd. Dies ist der letzte Kranich-Flug nach Frankfurt für diese Saison. Der Flieger ist gut ausgebucht. Also hege ich die berechtigte Hoffnung, daß Tromsø auch in den nächsten Winterflugplänen der Lufthansa wieder mit mindestens zwei wöchentlichen Umläufen ab Mainhattan auftauchen wird. Die dreieinhalb Stunden Flugzeit vergehen schnell, auch dank des tollen Services der heutigen Cabin Crew. Es hat schon etwas, wenn man vorne sitzt und wie ein Mensch behandelt wird – und nicht wie Fracht, die zufälligerweise auch sprechen kann. Holger schläft, Kathrin hört Musik und Gert hat sich in seinen neuen Tourguide aus dem Buchladen in Svolvær vertieft. Wir verabreden lose eine Wiederholung dieser Reise mit ein paar mehr Skitouren im nächsten oder übernächsten Jahr. Die Zeit läuft…

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…bis zum nächsten Mal!

älter Wintertour 2018
neuer Färöer 2019

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