
Rannoch Moor
Mittwoch, 23. September
Wegen des alten Roger-Whittaker-Ohrwurms “Albany”, der uns seit dem gestrigen Besuch von Castle Stalker im Kopf herum spukt, nehmen wir wir heute auf dem Weg nach Edinburgh nicht die direkte Route, sondern machen einen Abstecher zum Doune Castle in Sterling.Micha hat dieses bei seiner wie üblich sehr gründlichen Recherche als das im Schlager besungene Gebäude identifiziert. Über seine Rolle als Besinge-Gegenstand hinaus diente das Schloß als Drehort für zahlreiche Filme, darunter der von mir geschätzte Monty-Python-Klassiker “Ritter der Kokosnuß”. Schon vor dem Eingang geben uns subtil beschriftete Covid19-Achtsamkeitsschilder erste Hinweise. Während des knapp einstündigen Rundgangs fallen mir in vielen Räumen die dazugehörigen Filmszenen ein. Ich schwelge in Erinnerungen, und die Guides im Schloß freuen sich mit mir. Im Souvenirshop muß natürlich ein “Holy-Grail”- gebrandetes Mitbringsel erstanden werden, bevor wir nach einem Snack auf dem Besucherparkplatz die Fahrt fortsetzen.
Zwischen Sterling und Edinburgh liegen ein paar der etwas neueren Sehenswürdigkeiten Schottlands. Weil wir noch viel Zeit bis zur Rückgabe des Mietwagens haben, klappern wir zwei davon auf dem Rückweg ab. Bei Nummer Eins war ich selbst noch nicht, das Schiffshebewerk “Falkirk Wheel” ist mir bislang nur aus Touri-Prospekten bekannt. Nachdem wir uns in der nachmittäglichen Rush Hour durch die Stadt gequält haben, stehen wir endlich vor der außergewöhnlichen Konstruktion. Und, als hätten wir’s bestellt, fährt gerade ein kleines Ausflugsboot in die obere Etage ein. Dieses wird wie in einem Riesenrad nach unten gegondelt und verläßt die tiefere Kammer nach etwa fünf Minuten wieder. Super. Checkmark dran ans Falkirk Wheel, und weiter geht’s ans andere Ende der Stadt, wo die neuere der zwei lokalen Attraktionen ihre Heimat hat.
Bei den riesigen Edelstahlskulpturen namens “The Kelpies” war ich im letzten Jahr schon einmal mit meinem Sohn Johannes und weiß, daß sie ein durchaus lohnenswertes Fotomotiv abgeben. Weil ich schon ganz brauchbare Bilder der beiden Pferdeköpfe habe, assistiere ich mal meinem Kumpel Micha bei dessen umfangreichen Vorbereitungen, die ein perfekt zusammengesetztes Tilt-Shift-Panorama nun einmal erfordert. Nach etwa einer Stunde verlassen wir die Szenerie und fahren weiter zum Flughafen nach Edinburgh. Fast hätten wir bei der Mietwagen-Rückgabe noch eine Strafe zahlen müssen, weil ich beim abschließenden Refueling etwas zu forsch an die Tanksäule heran gefahren bin, aber Micha tarnt den großen Katzer an der vorderen linken Felge mit Bremsstaub von den anderen Rädern, und die Camouflage hält der Sichtkontrolle bei Abgabe stand.
Die einzige Straßenbahnlinie bringt uns in zwanzig Minuten direkt zum Stadtzentrum. Sehr praktisch, weil unser letztes Quartier am Ende der Royal Mile, in der Nähe des schottischen Parlaments liegt. Mehr Downtown geht eigentlich kaum noch. Unser Zimmer im Apartment-Hotel “Adagio” enthält praktischerweise eine kleine Küchenzeile, so daß wir auf das ziemlich reduzierte Hotelfrühstück verzichten und stattdessen unsere eigenen Lebensmittelvorräte in den verbleibenden zwei Tagen weiter dezimieren können.
Heute Abend tragen uns unsere Füße ein paar Kilometer weiter auf die nördliche Seite der Eisenbahnlinie, die das Stadtzentrum in der Mitte teilt. Das Restaurant “La Favorita”, an das ich vom letzten Jahr noch angenehme Erinnerungen habe, ist unser Ziel für das heutige Diner. Das Menü ist corona-bedingt leider etwas reduziert, aber Micha findet eine angemessene Pizza und ich hausgemachte Pasta auf der Tageskarte. Mit einem kleinen Stadtbummel zurück zu unserem Hotel endet dieser Reisetag.
Edinburgh, Stadt der Millionen Schornsteine
Donnerstag, 24. September
Heute steht den ganzen Tag Sightseeing auf dem Programm. Wir machen uns nach einem zeitigen Frühstück zu Fuß zum Calton Hill, dem ältesten Park Edinburghs. Natürlich sind die Kameras immer dabei, und es entstehen jede Menge Fotos. Unser City Walk in der extended Edition führt uns einmal durch die gesamte Innenstadt, die vor Sehenswürdigkeiten nur so strotzt.
Micha probiert an verschiedenen Stellen ein paar geshiftete Architekturfotos, während ich heute vor allem mit meinem Smartphone am Knipsen bin. Am schottischen Parlament kann sich mein Kumpel richtig austoben. Hier steht ein Musterbeispiel für abstrakte Gebäudegestaltung, was natürlich nach dem Ultra-Weitwinkel-Objektiv schreit. Es regnet immer mal wieder, aber die kurzen Schauer tun der guten Stimmung keinen Abbruch.
Fürs Mittagessen habe ich mir das Burgerrestaurant “Byron” gewünscht, zur Erinnerung an die 2019er Jungstour mit meinem Sohn Johannes. Und nicht zuletzt geben ein paar große gegrillte Brocken Hack mit Brötchen, Pommes und diversem Zipp und Zapp eine gute Grundlage für weitere 10 Kilometer Wanderung durch die Stadt ab. Wir setzen unsere Tour fort und suchen in sämtlichen am Weg auftauchenden Andenkenläden nach Mitbringseln für die Familien daheim. Gar nicht so einfach, unter all dem schrottigen Nippes ein paar hochwertige Geschenke zu finden. Die Tour dauert bis zum Abend und läßt uns einigermaßen platt aufs Hotelbett fallen, als wir wieder am Startpunkt ankommen. Heute essen wir nur ein paar restliche Nudeln mt einer leichten Tomatensauce, womit fast alle Reste unserer Vorräte aufgebraucht sind. Und wieder geht ein Tag zu Ende.
Kunst am Bau hinter dem schottischen Parlament
Freitag, 25. September
Viel passiert heute nicht mehr. Nach einem schnellen Frühstück im Café gegenüber des Hotels verbringen wir noch eine paar launige Stunden in der “Camera Obscura”, einem Museum voller optischer Illusionen und künstlerischer Installationen. Genau das Richtige! Am Nachmittag fahren wir zum Flughafen, futtern nach dem Check-In noch einen kleinen Imbiß und warten auf unseren Flug.
Der startet pünktlich und bringt uns in anderthalb Stunden zurück nach Karlsruhe, wo uns meine Frau Melanie mit dem Auto abholt. Micha macht sich bei uns noch mal kurz frisch, bevor er zu sich nach Hause weiter fährt, und bei einem gemeinsamen Abendbrot mit meiner Familie endet für meinen besten Kumpel und mich unser diesjähriger Schottland-Urlaub. Bis zum nächsten Mal…
Wir machen den Abflug.

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