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verfallene Scheune bei Oynarfjørður

Donnerstag, 27. Juni

Wie es aussieht, verläßt uns heute unser Glück. Kurz vor dem gestrigen Schlafengehen habe ich nochmal ein Update meiner Wetter-App gemacht, aber das Graue-Wolken-mit-Regen-Symbol wollte einfach nicht weichen.ALT Wir nutzen diesen Umstand auf die einzig richtige Weise und schlafen uns ordentlich aus. Ein ausgedehntes Frühstück, ein Schwätzchen mit unserer Gastgeberin sowie das Reinigen der Fotoausrüstung bestimmen den Vormittag.
Aber nur untätig rumsitzen wollen wir auch nicht. Also brechen wir Richtung Vágar auf, weil hier entlang des Weges noch einige Motive zu finden sein sollten, die auch bei Nieselregen und Wolken vielleicht etwas hergeben. Die Sicht auf der Fjellstraße ist jedoch wieder mal unter aller Kanone, und unser Fahrer Christian muß höllisch aufpassen, um bei full IMC die überall am Straßenrand herumlungernden Schafgangs nicht volle Lotte wegzuballern. Ein kurzer Abstecher zum nahegelegenen Hochplateau Skeiðsskarð erweist sich als Schuß in den Ofen – Sicht gleich Null. In der Nähe von Kvivík bieten einige iglu-förmige Ferienhäuser ein akzeptables Negative-Space-Motiv.
Also schnell weiter Richtung Küste. Roberts Wunsch nach erneuter Besichtigung des Hexenfinger-Felsens scheitert am dichten Nebel.ALT Wenn wir hier 100 Meter Sichtweite haben, ist das noch geprahlt. Unser verzweifelter Versuch, der Waschküche zu entkommen, wird in Gásadalur endgültig als gescheitert erklärt. Wir setzen uns ins örtliche Café und stärken uns bei Lachssandwiches und einer heißen Tasse Kaffee.
Auf dem Rückweg reißt in Bøur die auf der Meeresoberfläche aufliegende Wolkendecke minimal auf. Wir nutzen die kurze Hellgrau-Phase und statten dem schmucken Dorf einen kurzen Besuch ab. Mit dem zentralen Bootssteg und seiner Badeleiter am Ende finde ich ein dank des Wetters minimalistisches Zen-Motiv, das sich perfekt für ein Wandbild in unserem Gästebad eignen würde. Nach einigen Anläufen schaffe ich es, meine Linse für zwei Minuten vor dem Nieselregen zu schützen, so daß kaum Wassertropfen auf dem Foto zu sehen sein sollten.
Vielleicht doch noch mal im Nordosten probieren? Versuchen wir’s auf Eysturoy. Dort haben wir gestern eine mit Blumen-Symbol ausgewiesene Straße gesehen.ALT Dieses Zeichen bedeutet „landschaftlich schöne Strecke“. Schauen wir mal. Eine gute Stunde später sind wir da, und wenn mich nicht alles täuscht, reißen vor uns die Wolken auf. Ein kurzer Fotostop am Straßenrand, dann geht es weiter. Und siehe da: bei Oyndarfjørður gibt die bis dahin geschlossene Wolkendecke wirklich ein stabiles „blaues Loch“ frei, was den vor uns liegenden Fjord in fahles Sonnenlicht taucht.
Da schauen wir uns doch direkt mal nach Motiven um. Sehr ergiebig ist diese Ecke nicht, also machen wir das Beste aus der Situation und picknicken an einer Sitzbank mit Blick auf Kalsoy. Die Küche bietet heute Linsen mit Spinat und Bulgur, als Hauptgang Schinkennudeln und Obst zum Dessert. Die Wolken schließen sich wieder, und uns bleibt nach dem Abwaschen nur die Weiterfahrt.
Gestern auf dem Heimweg haben wir östlich von Tórshavn einen Windpark entdeckt, dort wollen wir’s mal probieren, vielleicht ist es ja in dieser Ecke weniger bedeckt.ALT Bei Toftir kommt tatsächlich die Sonne wieder zum Vorschein, und wir begleiten fotografisch ein aus dem Hafen auslaufendes Frachtschiff bei seiner Fahrt durch den Fjord. An der Kirche in Nes haben wir noch einmal eine tolle Aussicht auf Streymoy, das gleich von einer aufziehenden Regenfront verschluckt wird. Die letzten Minuten davor, wenn noch vereinzelt Sonnenstrahlen durch die dunklen Wolken scheinen, ergeben färöer-typische Motive mit den Fischerbooten auf dem Meer.
Fast hat uns die Front erreicht, und wir suchen unser Heil in der Flucht nach Osten. Hier stehen einige Windräder in einer kargen Hügellandschaft, nur gelegentlich aufgelockert durch eingestreute große Kunstobjekte aus Metall. Diese düstere und enorm reduzierte Szenerie gäbe ein tolles Cover für das nächste VNV-Nation-Album ab.
Wir reisen auf dem Heimweg dem immer mal wieder auftauchenden blauen Loch hinterher, werden aber nicht mehr so recht fündig, was Motive angeht. Aber die Lichtstimmung ist herrlich surreal. Mit vielen positiven Eindrücken kehren wir heim und fallen gegen zwei Uhr rechtschaffen müde ins Bett.

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Windpark in Nes

Freitag, 28. Juni

Heute ist schon der letzte vollständige Reisetag. Schade, denn zu entdecken gäbe es noch genug. Nur hat sich leider das Wetter derart verschlechtert, daß an Fotografieren nicht zu denken ist. Also nehmen wir uns nach all der vielen Herumgurkerei in den letzten Tagen mal einen halben Tag Auszeit und striezeln durch Tórshavn.ALT Ein paar Mitbringsel zu finden wäre nicht schlecht, und ich selbst würde gerne dem einzigen nennenswerten Plattenladen einen Besuch abstatten.
Der Besitzer des kleinen Shops freut sich, daß ich mich als Kenner der färingischen Musik zu erkennen gebe, sofern es sich dabei nicht um HipHop, Gitarrengeschrammel oder Alte-Leute-Gedudel handelt. Die meisten der von ihm vorgeschlagenen Interpreten sind mir bereits geläufig, aber die eine oder andere neue Entdeckung gelingt mir doch noch. Wer sagt’s denn?
Das Stadtzentrum von Tórshavn hat man in gut einer Stunde komplett abgelaufen, also kehren wir zum Startpunkt am Hafen zurück und gönnen uns bei einem Foodtruck namens „Jakup’s Brioche Pop-up“ einen fetten Burger aus ausschließlich lokalen Zutaten. Lecker! Der hält sicher eine Weile vor. Danach noch ein frisch gebrühter Kaffee in einer kleinen Rösterei mit ansehnlichen Färengi-Mädels hinter dem Tresen, da schaut der Tag doch gleich schon viel freundlicher aus…
ALTMoment mal: sehe ich da blaue Flecken zwischen all den grauen Wolken? Tatsache! Auch Robert und Lofi sind begeistert. Schnell das Foto-Equipment geholt und nochmals auf nach Gásadalur. Irgendwann muß es mit uns und dem Wasserfall ja mal klappen. Heute haben wir endlich die richtige Mischung aus Wolken und Sonne, und es gelingen die begehrten Fotos dieser bereits ziemlich „totgeknipsten“ Attraktion. Meine Reisekumpels wollen nochmal ins örtliche Café, diese Zeit nutze ich für einen erneuten kurzen Abstecher nach Bøur. Auf den Bootssteg-Fotos von vorgestern waren doch etwas zu viele Flecken vom feinen Nieselregen auf der Linse gelandet.
Heute ist es trocken, und sogar die Felsen Drangarnir und Tindholmur kann man in der Ferne erkennen. Nach einigem Hin-und-her-Probieren habe ich meine gewünschte Komposition gefunden, baue das Equipment ab und fahre zurück nach Gásadalur, wo ich Robert und Lofi gerade rechtzeitig abpasse, als sie das Café verlassen.
Mittlerweile ist es Abend geworden.ALT Auf der Höhe von Sandavágur reißt plötzlich der Himmel großflächig auf, und die Wolken fließen in alle Richtungen auseinander. Eigentlich hatten wir schon genug für heute, aber diese Chance sollte man nicht ungenutzt lassen. Wir düsen auf das Hochplateau am Berg Skeiðsskarð, springen aus dem Auto und können unser Glück kaum fassen. Was für eine atemberaubende Aussicht!
Da die Sonne gerade noch zwischen ein paar Wolken durchschimmert, schnappt sich zunächst jeder sein Equipment und zieht auf eigene Faust los, um den magischen Moment nicht zu verpassen. Leider fließen tiefhängende Stratuswolken langsam wieder zwischen den Inseln zusammen, so daß dieser Blick wohl nicht allzu lange erhalten bleiben dürfte. Wir nutzen die Zeit so gut es geht, und nach einer Stunde liegen unter und über uns wieder geschlossene Wolkendecken. Da wir dieses Motiv sicher nicht mehr in diesem Urlaub toppen können, wird endgültig die Ausrüstung verstaut und die Bilder des Tages in der Ferienwohnung ausgewertet. Und so endet der letzte Reisetag mit einem schönen Erfolgserlebnis.

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Robert als ‚Wanderer über dem Nebelmeer‘

älter Wintertour 2019
neuer Schottland 2019

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