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Blick über den Husvågen zum Stortinden

Dienstag, 1. Juni

Wir haben uns für heute mit Elizabeth zum Wandern verabredet. Anne Gerd hat eine leichte Strecke östlich von Svolvaer herausgesucht, an deren höchstem Punkt man eine nette Aussicht auf die Küste und die vorgelagerten Inseln hat. Immer wieder müssen wir anhalten, weil ich unserer Gastgeberin Tips und Tricks beim Fotografieren zeige. Im zweiten Abschnitt führt uns unsere kleine Tour hinunter zu den Klippen. Dort sammeln wir Holz für ein Lagerfeuer, an dem wir unser Essen erhitzen können. Elizabeth hat eine Tortilla gebacken, die vorzüglich schmeckt, dazu gibt‘s Tee und Kaffee aus der Thermoskanne. Wir erfahren, daß Anne Gerd solche Touren früher sehr oft mit ihren Kindern unternommen hat und dies sehr vermißt, seit die aus dem Elternhaus ausgezogen sind. Bis ihre Enkel so weit sind, dauert es noch ein paar Jahre. An diesem Punkt entsteht in meinem Kopf die Idee, mal nur mit unserem Sohn Johannes hier oben einen Urlaub zu verbringen. Wir könnten einen Haufen coole Jungs-Sachen machen, mit Anne Gerd wandern gehen, Lagerfeuer, Angeln, Boot fahren usw.
Am Nachmittag fahre ich mit Melanie nach Henningsvaer. Heute ist hier wenig los, wir gehen ein wenig in der Nähe des Leuchtturms spazieren. Dort setzen wir uns auf den Klippen ins Gras, schauen das Meer an und genießen die warme Sommersonne sowie die traumhafte Ruhe an der Küste. Zur Abrundung des Nachmittags gibt‘s äußerst leckeren Kuchen und Eis im „Fiskekrogen“ am Hafen. Anschließend gehen wir noch ein wenig in den kleinen Lädchen und Galerien stöbern und finden tatsächlich zwei tolle Ohrringe für Melanie. Abends nach dem Diner bei Anne Gerd brechen wir noch mal auf zum Holzpavillon in Grunnfør, wo wir die Mitternachtssonne genießen.

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Mitternachtssonne über den Vesterålen

Mittwoch, 2. Juni

Heute steht wieder Wandern auf dem Plan. Wir waren zwar gestern auch schon unterwegs, aber das Wetter ist noch einigermaßen gut, während für die nächsten Tage Regen angesagt wurde. Damit es meiner Liebsten nicht zuviel wird, haben wir uns die Hovden-Besteigung vorgenommen. Wir bekommen ein paar Brote und etwas Tee als Proviant von unserer Herbergsmama eingepackt, und dann geht‘s los.
Auf Gimsøya weht ganz schön der Wind. Aber dank wetterfester Kleidung schaffen wir den Aufstieg ohne große Probleme. Melanie ist ziemlich stolz auf sich, daß sie kein einziges Mal geschwächelt hat. Oben auf dem Gipfel zieht es ganz schön, und der Südwestwind treibt große Wolkenfetzen unter uns vorbei. Da wir die Wanderung relativ schnell geschafft haben, nehmen wir uns für die Weiterreise noch etwas Zeit und fahren mal alle Nebenstraßen von Gimsøya ab – viele sind‘s ja nicht. Und siehe da: Ich finde tatsächlich noch ein paar neue Fotomotive oder Spots, wo ich später noch mal abends oder für‘s Polarlicht hin könnte. Anschließend führe ich meine Frau an einige Orte der Insel Vestvågøya, die ich auch noch nie besucht habe. Mærvoll zum Beispiel habe ich zwar schon diverse Male von oben fotografiert, aber ich wußte bislang noch nicht, wie‘s da unten ausschaut. Nun ja, verpaßt haben wir nichts, was eventuell aber auch dem mäßigen Wetter geschuldet sein könnte. Die Vorhersage im Internet entpuppt sich immer mehr als Lotterie. Kann sein, daß es schön wird, kann aber auch nicht sein. Meistens ist es nicht. Jedenfalls nicht der permanent angekündigte Sonne-Wolken-Mix. Ist halt Nordnorwegen, da ist Petrus eben unberechenbar.

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Blick vom Hovden nach Sundklakk

Donnerstag, 3. Juni

Heute steht der Besuch des Wikingermuseums in Borg auf dem Plan. Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns per Auto auf den Weg zur Insel Vestvågøya, in deren Mitte, auf einem sehr exponierten Platz, diese Kulturstätte zu finden ist. Da wir den ganzen Tag Zeit haben, nehmen wir an einer Führung teil, die nicht nur in Deutsch, sondern auch im Wikingerkostüm, durchgeführt wird. Wir erfahren von Hans, unserem Erklärbär, daß von hier aus vor über 1000 Jahren die Truppe los gesegelt ist, der die erste ernstgemeinte Besiedlung Islands zugeschrieben wird. Gut, somit habe ich gleich wieder ein neues Reiseziel: mal nachsehen, was aus den Wikingern dort geworden ist. Auf dem Feuer im großen Gemeinschaftsraum wird Fladenbrot nach original Rezept gebacken, eine gute Gelegenheit, die Nahrung der Ur-Norweger mal kennenzulernen. Hmmm, schmeckt wie von der Wand abgeklopfter Putz mit einer Prise Salz und hat in etwa auch die gleiche Konsistenz – sehr cross. Muß man vermutlich mit einem großen Schluck Met herunterspülen, aber den gibt‘s heute gerade nicht. Schade. Da auch das beste Museum nicht ewig „trägt“, fahren wir nach dem Mittagessen weiter nach Leknes. Hier steht seit zwei Jahren ein neues Einkaufszentrum, das wir gleich mal inspizieren wollen. Ein paar Kleider für Paula und ein cooles Sweatshirt für Jo sind die Ausbeute unseres Einkaufs. Schade, daß Jo keine Hemden anzieht. Dabei hätte es hier so schöne gegeben…
Am frühen Abend machen wir uns dann auf den Rückweg nach Svolvær, wo wir zum Diner erwartet werden: Anne Gerd hat Dorsch gekauft und nach norwegischem Familienrezept zubereitet. Unsere australischen Gäste aus Brisbane sind auch mit dabei, sie wollten eigentlich Weißwein zum Fisch besorgen, hatten aber nicht bedacht, daß in Skandinavien die Herausgabe von Alkohol im Geschäft nicht ohne Probleme vonstatten geht. Erstens – aber das ist bekannt und wäre kein (zumindest nicht unser) Problem – ist das Zeug sehr teuer. Zweitens muß man mindestens 25 Jahre alt sein, um in den staatlichen „Vinmonopolet“-Läden einkaufen zu können. Und, selbst wenn man die Voraussetzungen unter erstens (viel Geld dabei) und zweitens (viele Jahre auf dem Buckel) erfüllt hat, muß man immer noch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Bedeutet konkret: vor 16 Uhr, denn dann schließt des Trinkers Tempel der Glückseligkeit seine Pforten auch schon wieder. Der spontane (W)einkauf kurz vor dem Abendessen ist also von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das Ende der Geschichte: wir genießen den Fisch bei „australischem Weißwein“ (Cidre) und „Rotwein“ (Coca-Cola) und haben für den Rest des Urlaubs einen tollen Running Gag.

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Wandern in der Nähe von Svolvær

älter Wintertour 2010
neuer Island 2011

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