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Einbærhaugen, Vestvågøya

Ein „Hoch!“ auf den flexiblen Dienstplan. Dadurch habe ich im Februar 5 Tage am Stück zusätzlich frei bekommen.
Nach einer kurzen Verhandlung mit Melanie darf ich dieses Jahr einmal öfter als abgemacht verreisen. Und da ich schon länger den Wunsch hatte, das Polarlicht zu sehen, ist das hier meine Chance. Dieses Jahr ist Sven mit von der Partie, was mich sehr freut, denn er ist pflegeleicht, macht alles mit und hat meistens gute Laune. Diesmal hat er auch einen eigenen Reisebericht verfaßt, von dem ich an passender Stelle ein paar Auszüge kursiv markiert einfüge.

Freitag, 13. Februar

Ein Manko haben Billigflüge. Man muß mitunter eine etwas weitere Anreise in Kauf nehmen. Und so kommt es, daß ich mit Sven im ICE nach Berlin sitze, wo morgen unser Flug mit Norwegian über Oslo nach Narvik startet. Die Verbindung an sich ist Spitze: Morgens 9:30 Uhr fliegen wir los, um halb fünf werden wir in Evenes und um 20 Uhr in Svolvær sein. Schneller geht‘s nicht. Aber auf die Deutsche Bahn ist zunächst erst einmal Verlaß, wir haben 90 Minuten Verspätung in Berlin – und das ohne ersichtlichen Grund. Mir persönlich ist es egal, aber Birgit und Wolfgang, die mich abholen und mit denen ich noch etwas zu Abend essen gehen will, müssen sich am kalten Ostbahnhof die Beine in den Bauch stehen. In Friedrichshain hat sich dermaßen viel verändert, daß ich meinen Augen kaum trauen kann. Von der Warschauer Straße bis zum Ostkreuz eine Kneipe neben der anderen. Selbst in der ehemals ruhigen Sonntagsstraße, wo Birgit und Wolfgang wohnen, haben sich die Lokale wie die Karnickel vermehrt.

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angekommen in Evenes

 

Samstag, 14. Februar

Der Flug nach Oslo startet pünktlich und ist sogar ein paar Minuten vor der geplanten Ankunftszeit dort. Im Terminal angekommen, fühle ich mich gleich wie zu Hause. Vielleicht liegt es daran, daß ich immer nur im Urlaub hier bin, aber jedesmal, wenn ich den hiesigen Flughafen betrete, durchströmt mich ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit.
Nachdem unser Gepäck wieder eingecheckt ist, gehen wir gleich eine ordentliche Pizza essen und ‚bewundern‘ erste funktionelle Norwegerinnen. ;
Während in Oslo noch Sonnenschein und Plusgrade herrschten, ist oben im Norden graues Winterwetter angesagt. Dichter Schneefall, Temperaturen um den Gefrierpunkt und ziemlicher Wind. Ungemütlich. Am Mietwagenschalter eine positive Nachricht: Unser Auto wurde upgegradet, und so fahren wir jetzt einen nagelneuen Ford S-Max mit gerade mal 270 km auf dem Tacho. Aus diesem Grunde schließen wir auch noch die empfohlene Zusatzversicherung ab, die im Schadensfall den Selbstbehalt reduzieren soll. Denn obwohl der Winterdienst pausenlos im Einsatz ist, sind die Straßen sehr glatt, und wir wollen uns nicht nur auf die Spikes an den Reifen verlassen.
Wie schnell sich diese Investition wieder auszahlen könnte, erfahren wir bereits 10 Kilometer nach unserer Abfahrt, als im dichten Schneetreiben eine Elch-Gang direkt vor uns die Straße überqueren will. Völlig schmerzfrei, die Biester! Wenn ich nicht kurz vorher die Lichthupe des Gegenverkehrs bemerkt und vorsichtshalber mal den Fuß vom Gas genommen hätte, hätten wir die edlen Tiere voll abgeräumt. Oder die uns. Kurz durchgeatmet und weiter. Nicht ganz einfach zu fahren bei dem Schneetreiben! Immer, wenn einem LKWs entgegenkommen, sieht man für einige Sekunden gar nichts – sozusagen Full IMC. Konzentration ist also angesagt.

Wir erreichen jedoch unbeschadet die Lofoten und haben uns mittlerweile auch an die eisbedeckten Straßen und das Fahren mit den Spikes gewöhnt. Beim unserem Bed & Breakfast in Svolvær angekommen, müssen wir uns erst mal den Weg durch meterhohen Schnee bahnen, um ins Haus zu kommen. Anne Gerd ist noch auf dem Festland bei ihrer Tochter und war die letzten 6 Monate nicht zu Hause. Also stellen wir zunächst die Heizung an, Chicken schaufelt Schnee beiseite und ich versuche, mit dem Kinderbeil Feuerholz zu machen.
Als mir Sven das Werkzeug zeigt, muß ich unwillkürlich loslachen. Typisch Frauenhaushalt – wo hat Anne Gerd denn bloß diese Mini-Axt her? Von Toys-R-Us vielleicht? Sven beißt sich durch, und ihm gelingt das Kunststück, innerhalb von 30 Minuten eine Handvoll Späne von einem Holzscheit zu lösen, mit denen wir dann endlich den Kanonenofen im Wohnzimmer starten können.
Jetzt, wo der Kamin bollert, gönnen wir uns in Ruhe ein Baguette plus Rotwein und wärmen uns vor dem Feuer. Nun wird das Haus richtig durchgeheizt. Bevor wir schlafen gehen, legen wir noch ein letztes großes Scheit auf. ;

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Sind das Nordlichter?

 

Sonntag, 15. Februar

In der Nacht ist Anne Gerd angekommen und durfte sich über ein mollig warmes Haus freuen. Der Kamin hat so gut geheizt, daß wir zunächst bei offener Terrassentür frühstücken können. Unsere Wirtin erzählt uns, daß sie letzte Nacht bei der Heimfahrt Nordlichter gesehen hat. Chicken und ich bekommen die Krise: Wir haben das Polarlicht verschlafen! Skandal! Doch der Schock wird schnell überwunden, und wir machen uns auf den Weg Richtung Süden, nach Reine. Natürlich dürfen Fotostops an altbekannten Stellen, wie z.B. der Straße nach Henningsvær oder in Nusfjord nicht fehlen.
Überhaupt Nusfjord: Im Winter macht es den Eindruck eines Geisterdorfs – wie ausgestorben liegt es da.
Zum Fotografieren ist es ideal. Keine Sau da. Cool. Wir halten uns vielleicht ein wenig zu lange dort auf, denn als wir endlich Reine erreichen, ist die Sonne weiter Richtung Westen herumgerast, und der Ort liegt bereits im Schatten.
Und das um halb drei Nachmittags. Immerhin ein paar Sonnenstrahlen auf Sakrisøy kann ich noch einfangen.
Zurück in Svolvær sind wir gerade richtig zur blauen Stunde, wo mir am Hafen ein tolles Panoramafoto der Stadt gelingt. Von Svinøya aus, das hier auch „Kuba“ genannt wird, hat man einen herrlichen Blick auf den Hafen, die umliegenden Kneipen und das Stadtzentrum mit dem Marktplatz.
Wir machen uns wieder auf den Weg nach Hause und beschließen, nach dem Duschen im Rica-Hotel essen zu gehen. Als wir aus dem Restaurant herauskommen, meint Chicken plötzlich, Polarlichter zu sehen. Ich bin mir da nicht so sicher, aber wir wollen trotzdem auf Fotojagd gehen. Als wir uns für den nächtlichen Ausflug umziehen, können wir unser Glück kaum fassen: es gibt heute nacht tatsächlich Nordlicht zu sehen!
Wir fahren Richtung Westen, zu dem coolen Holzpavillon an der Nordmeerküste bei Grunnfør. Bereits auf dem Weg dorthin sind wir von dem grünen Nachthimmel verzaubert. Den Versuch, in Sildpolnes ein gutes Foto der Kirche zu knipsen, brechen wir ab, da wir auf dem an sich gut ausgebauten Weg zum Aussichtspunkt ständig bis zur Hüfte im Schnee einbrechen. Lieber auf ein Motiv verzichtet, als im Frühjahr Ötzi-like vom Schmelzwasser freigelegt zu werden.
Auch einige Kilometer weiter, in Sandsletta, ist der Standort noch nicht perfekt. Das Polarlicht ist schon da, aber die Landschaft viel zu dunkel, so daß man auf den Fotos fast nichts davon erkennen kann. Also weiter. In Laukvik genau das Gegenteil: viel zu hell – da ist zwar der Ort gut belichtet, aber die Aurora Borealis auf den Fotos nicht zu erkennen.
Letztlich erreichen wir Grunnfør. Hier macht sich das Navigationssystem bezahlt, und auch der Umstand, daß ich bei jeder Reise die guten Fotohalte darin markiert habe. Denn eins steht fest: bei Nacht und den verschneiten Straßen hätten wir den Zufahrtsweg zum Pavillon sicher nicht so schnell gefunden.
Bereits auf dem Weg dorthin sind wir von dem grün leuchtenden Nachthimmel verzaubert. Man kann gar nicht so viele Fotos schießen, wie man möchte, und wir müssen die Erfahrung machen, daß wir auch im Winter nicht mehr Schlaf finden werden, als im Sommer bei Mitternachtssonne…

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Nordlichter über Nybyen

älter Lofoten 2009
neuer Lofoten 2010

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