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Målselvfossen

Sonntag, 14. Juni

Nach einem Standard-Hotel-Frühstück brechen wir wieder Richtung Süden auf, nach Narvik, der letzten Station unserer Reise. Auf dem ersten Stück des Weges entdecken wir tolle Wasserfälle, die nach dem nächtlichen Dauerregen reichlich Wasser mit sich führen. Was einerseits gut fürs Foto, andererseits schlecht für die Optik ist. Die tosende Gischt versuppt uns die Linsen, und wir müssen des Öfteren unsere Kameras und Stative trocken wischen. Aber all diese an sich schon tollen Wasserfälle sind nix gegen das heutige Unterwegs-Highlight: den Målselvfossen. Nicht unbedingt spektakulär hoch, dafür aber mehrere hundert Meter lang (quasi ins Querformat gedreht) und heute randvoll mit Wasser. Erstaunlich, wie lange die Suche nach dem besten Fotostandort doch dauern kann. Wir schlagen uns fast eine Stunde durchs Unterholz am Ufer entlang, weil wir nicht die gleichen 08/15 Bilder wie die Touristen haben wollen, die einfach nur zur Aussichtsplattform spazieren. Auf dem weiteren Weg zu unserem heutigen Ziel gibt’s nur einen kurzen Boxenstop auf einen Kaffee, diesmal am Polarzoo bei Setermoen. Entlang der Route kann man anhand diverser Gedenktafeln die Schlacht um Narvik von 1940 noch einmal miterleben.
Am frühen Abend treffen wir an unserem standesgemäßen Quartier ein. Das „Norumgarden Gjestegård“ war während der deutschen Besatzung Offiziersmesse für die höherrangigen Chargen. Das Hauptquartier befand sich gegenüber, auf der anderen Straßenseite. Nach dem Krieg kaufte der heutige Eigentümer das Haus für verhältnismäßig wenig Geld und restaurierte es im Laufe der Jahre mit viel Liebe zum Detail, wofür er 2006 einen Preis für seine authentische Renovierung bekam. Wir fühlen uns wie „Wohnen im Museum, Teil II“, jeder einzelne Einrichtungsgegenstand könnte vermutlich die tollsten Geschichten erzählen. Einige davon gibt schon der Hausherr zum Besten, der sich wie Bolle darüber amüsiert, daß gerade die deutschen Gäste wegen der Vergangenheit dieses Hauses sein B&B buchen. Wir bekommen die ehemalige Wohnung des Dienstmädchens direkt unter dem Dach. So was von gemütlich eingerichtet, da werden Erinnerungen an meine Kindheit wach, als meine Oma noch ein großes Haus hatte. Damals hielt ich mich am liebsten auf dem Dachboden auf, weil’s da so schön kuschelig war. Hier stellt sich genau dieses Gefühl wieder ein. Für mich steht fest: wenn ich noch mal Narvik besuche, dann versuche ich, in diesem Haus unterzukommen.
Nach dem Abendessen in Pepe’s Pizza, wo schnittige junge Narvikerinnen bedienen, machen wir einen Abstecher nach Schweden, das nur 60 km entfernt liegt, denn hier in der Stadt herrscht heute ziemlich mieses Wetter. Aber vielleicht ist es ja in Schwedisch Lappland besser? Kurz gesagt: nein. Es regnet zwar nicht mehr, aber die Wolken hängen tief, und alles wirkt irgendwie grau in grau. Das eigentliche Ziel dieses Ausfluges, die ehemalige Stadt Tornehamn am See Torneträsk, wo früher die Bauarbeiter der Erzbahn wohnten, finden wir zwar, aber nicht deren Friedhof. Auf diesem soll ein Holzkreuz für die als „Svarta Bjørn“ bekannte Norwegerin Anna stehen, die hier arbeitete, und der meine Lieblingssängerin Kari Bremnes gleich ein ganzes Album und mein persönliches Lieblingslied widmete. Unser Kollege Adrian geht in dieser Gegend gerne wandern, genauer gesagt im Nationalpark von Abisko, der nur wenige Kilometer entfernt beginnt. Diesen Ort würde ich mir gerne mal näher anschauen, zumal er das touristische Zentrum dieser Region sein soll. Aber ach! Zentrum ist zuviel gesagt. Schätzungsweise zehn Häuser plus Bahnhof, Touristenstation und Mini-Supermarkt – das war‘s auch schon. Ein entferntes Hupen kündigt einen Erzzug der LKAB an, und am Bahnhof mache ich für Johannes ein Foto davon. Zurück geht’s. Jetzt noch Tasche packen, ein Schlummifix genommen und dann „Gute Nacht“.

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Wo ist die Siedlung?

 

Montag, 15. Juni

Vor dem Frühstück erhalten wir noch Gelegenheit, den normalerweise privaten Teil des Hauses zu besichtigen. Beeindruckend, wie liebevoll alles eingerichtet ist. Das Gästehaus war sogar schon einige Male in der norwegischen Ausgabe von „Schöner Wohnen“ zu bestaunen. Da ist der Hausherr auch stolz wie Bolle drauf. Die Tafel ist zum Essen bereits reichhaltig gedeckt, edles Porzellan, Kristallgläser und Silberbesteck runden das perfekte Ambiente ab. Leider können wir heute morgen nicht ganz in Ruhe speisen, weil wir schon bald zum Flughafen müssen. Schade eigentlich, denn nachher soll der König noch in Narvik zu Besuch sein und obendrein direkt vor unserem Quartier vorbei fahren. Da hätten wir am Zaun Spalier stehen können. Was für eine Gelegenheit – aber leider haben wir keine Zeit mehr.
Die Flüge verlaufen ruhig, diesmal sogar die Landung in Oslo.
Geht doch!

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Norumgarden B&B

Nachbetrachtungen 2009

Wieder mal hatten wir totales Glück mit dem Wetter. Eine Woche durchgängig Sonnenschein – das war schon ziemlich perfekt. Auch unsere diversen Gastgeber haben uns bestätigt, daß Anfang Juni für den Sommer die beste Reisezeit sei. Dasselbe gilt mit Anfang – Mitte Februar für den Winter. Etwas reizvoller zum Fotografieren ist aus meiner Sicht, falls man im Sommer fährt, Mitte bis Ende Mai. Erstens hat man gegen Mitternacht doch noch so etwas wie eine „Blaue Stunde“ und somit ein größeres Farbspektrum zur Verfügung. Zweitens findet zu dieser Zeit der Übergang vom Winter zum Frühling statt: die Berge sind noch schneebedeckt, aber unten im Tal sprießen schon die Blüten, und alles wird grün. Für den Juni wiederum spricht, daß dann bereits alle Touristenattraktionen und Restaurants offen sind. In der Vorsaison gibt es bei den Öffnungszeiten teilweise doch erhebliche Einschränkungen. Besser vorher informieren!
Meine Lieblingsinsel ist immer noch Flakstadøya, auch wenn Austvågøya aufgrund unserer dortigen Wanderungen ganz schön aufgeholt hat. Ansonsten habe ich auch beim jüngsten Besuch wieder viele neue Sachen gesehen. Einiges mußte ich jedoch aufgrund der Kürze unseres Aufenthaltes weglassen, so daß die folgenden Dinge auf der To-Do-Liste für die nächste Lofotenreise gelandet sind:
– Übernachten auf Ulvøya, der Insel am Eingang zum Trollfjord
– Wanderungen zum Husbykollen auf Hadseløya (falls nicht bis dahin weggesprengt)
– Matmora, Klepstadheia und das Rangeldalen auf Austvågøya
– Die Insel Skrova
– Der sogenannte „Frauenweg“ an der Ostseite von Hinnøya (Raftsundgebiet)
– Vielleicht noch mal eine Kajaktour unter fachmännischer Leitung
– „Ti-På-Top“ Wanderungen in der Region Vågan
Vieles hat sich seit dem letzten Besuch 2008 getan. Einiges hat sich zum Positiven verändert, wie Henningsvær und die Schnellstraße Lofast. Besonders aufgefallen ist mir, daß man in vielen Touristenorten ziemlich gut essen gehen kann. Natürlich hat alles seinen Preis, aber der ist in den meisten Fällen der Qualität des Gebotenen angemessen. 40 – 50 Euro pro Person sollte man für die guten Restaurants einplanen. Dafür bekommt man üblicherweise einen Hauptgang, Vor- oder Nachspeise (mitunter auch das komplette Menü) und (alkoholfreie) Getränke.
Tromsø, inklusive Umgebung, hat mir gefallen und ist zudem gut per Flugzeug erreichbar. Das werde ich bei der nächsten Planung wieder versuchen, mit einzubinden. Vermutlich am Anfang, weil man von da einfach mit der Hurtigruten auf die Lofoten fahren kann. Sicher die schönste Art, die Reise zu beginnen. Allerdings auch nicht ganz billig, denn vereinfacht gesagt muß man pro Tag und Person auf dem Schiff mit ca. 200 Euro rechnen, wenn man eine gescheite Außenkabine und alle Mahlzeiten dazu bucht. Ausflüge kosten natürlich extra.
Leider haben sich auch ein paar Dinge zum Negativen verändert. In Svolvær verschandelt ein 2009 eröffnetes Thon-Hotel mit 12 Stockwerken die Stadtkulisse. Sieht aus wie ein riesiges Aquarium. Also ich würde da nicht drin wohnen wollen. Aber dies ist der Preis für ein eigenes Kulturhaus. Und direkt gegenüber wird gleich noch irgendein sinnlos hoher Betonturm mit Appartements drin errichtet, den niemand braucht und den offensichtlich auch niemand so richtig gut findet. Aber wer fragt schon die Leute? Über die äußerst mangelhaften Souvenirs habe ich mich ja schon geäußert.
Ob ich wieder auf die Vesterålen fahre, werde ich mir überlegen. Vielleicht ein anderes Mal…

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Hafen von Kvalnes um Mitternacht

älter Lofoten 2008
neuer Wintertour 2010

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