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Nordküste der Halbinsel Snæfellsnes bei Helissandur

Samstag, 13. August

Am dritten Reisetag geht es Richtung Westen, zur Halbinsel Snæfellsnes. Island im Kleinformat mit allem, was unser Touristenherz begehrt: Vulkane, heiße Quellen, einsame Küsten und als Namensgeber der Gletscher Snæfellsjöküll, wo in Jules Vernes Roman die Reise zum Mittelpunkt der Erde beginnt. Gerne hätten wir eine geführte Wanderung auf den Gipfel unternommen, aber die Wettervorhersage droht mit Wolken und stürmischem Nordwind. Also muß dieser Programmpunkt bis zur nächsten Islandreise warten. Macht aber auch nichts, denn meine Liste mit Fotospots, die uns entlang der geplanten Rundtour erwarten sollten, ist ellenlang. Heute liegen – ohne Umwege – etwa 600 Kilometer Fahrstrecke vor uns. Verglichen mit gestern geradezu ein Klacks. Zwischen Reykjavik und Borgarnes kann man entweder die lange Route um einen Fjord herum nehmen oder den kurzen Weg durch den Tunnel mit Mautgebühr. Und mit Blitzern. Ich habe ja schon einiges an derartigen Installationen gesehen, aber diese Ballung von Kameras auf so kurzer Strecke dürfte auf der Welt einzigartig sein. Nachdem wir gestern unseren Beitrag zur finanziellen Gesundung Islands geleistet haben, passe ich heute wie Hölle auf, ja nicht zu schnell zu fahren. Dabei übersehe ich die Mautstelle am Ausgang des Tunnels. Wir ordnen uns, ohne es zu merken, in der „Prepaid“-Spur ein, und ich wundere mich noch, daß wir nirgendwo was zahlen müssen. Wir können einfach so durchfahren, aber mir kommt das spanisch vor. Also halten wir nach einem halben Kilometer rechts an, ich laufe zurück zur Mautstelle und merke, wo der Fehler lag. Ich begebe mich zu einem der Häuschen und erkläre dem Beamten meinen kleinen Lapsus. Natürlich war der nicht unbemerkt geblieben, und unser Mietwagen wurde auf dem Computer bereits automatisch als Zechpreller markiert. Aber dank unserer schnellen Reaktion können wir uns ohne Aufpreis aus dem „zur-Fahndung-auszuschreibende-Subjekte“-Ordner löschen lassen.
Borgarnes, die größte Stadt Westislands, wartet mit einem kleinen, mehr in die Breite gehenden Wasserfall auf, an dessen Oberlauf uns eine altersschwache Brücke durchaus eine fotografische Herausforderung bietet. Etwa anderthalb Stunden klettern wir über die Felsen, springen von Klippe zu Klippe und riskieren, unser Equipment im Fluß zu versenken. Aber was tut man nicht alles für ein gutes Foto…
Wir finden unterwegs, in Eldborg, einen kleinen erloschenen Vulkan, der sich mit etwas mehr als einer Stunde Gehzeit pro Strecke gut erwandern läßt. Das reicht mir für heute auch als Anstrengung, denn irgendwie habe ich mir kurz vor dem Urlaub neben einer Erkältung eine Entzündung der Stimmbänder eingefangen. Ich fühle mich etwas matt und kann seit Tagen kaum sprechen. Nur ein heiseres Krächzen entweicht meiner Kehle. Micha macht sich schon darüber lustig, und auch die jungen Kellnerinnen im Frühstücksraum des Hotels müssen grinsen, wenn ich mir mit meiner „schlechte-der-Pate-Parodie-Stimme“ irgend etwas bestellen will. Meistens überlasse ich Micha das Reden, und wir beiden kommunizieren vorrangig per Handzeichen. Geht auch.
Aber die kleine Tour hier schaffe ich noch, und wir werden mit einer netten Rundumsicht über die flache Umgebung belohnt. Mittlerweile hat der Wind ganz schön zugelegt, und mir weht es fast das Stativ vom Kraterrand. Also wieder zurück zum Auto und weiter. Schließlich haben wir bereits Mittag und sind noch nicht mal richtig auf der Halbinsel Snæfellsnes angekommen. Vorbei an bunten Vulkankegeln und pechschwarzen Bergen, die wie gigantische Abraumhalden aussehen, erreichen wir das kleine Örtchen Grundarfjörður an der Nordseite von Snæfellsnes. Hier machen wir eine Rast bei Kaffee und süßen Teilchen von der Tankstelle, das das einzige Café im Ort schon um 16 Uhr schließt. Und das ist – Moment, das war – vor genau 10 Minuten. Damit wir auf dem weiteren Weg nicht verhungern, stocken wir noch mal unseren Reiseproviant auf, denn die Gegend hier ist wirklich dünnbesiedelt, und wer weiß schon, wann der nächste (geöffnete) Supermarkt kommt…
An ein paar schönen Locations wie dem Kirkjufell müssen wir unterwegs leider vorbeifahren, sonst schaffen wir unsere Tour nie. Aber gut: ich wollte ja eh noch mal herkommen, und dann steht Snæfellsnes ganz oben auf meiner To-See-Liste.
Am frühen Abend umrunden wir die Westspitze der Halbinsel. Wir halten in Hellissandur und fotografieren die winzige Kirche. Ganz im Westen steht eine riesige Antennen-Anlage. Sieht echt abgefahren aus.
Mittlerweile haben wir Sichtkontakt zum namensgebenden Vulkan dieser Ecke, und plötzlich kommt doch noch die Sonne raus, so daß wir vom Snæfellsjökull ein paar gute Fotos aufnehmen können. Mein persönliches Highlight, die Kirche in Búðir, erwischen wir im schönen Licht. Perfekt! Nur ein spanisches Wohnmobil versaut das tolle Motiv ein wenig, so daß ich mich schon ziemlich anstrengen muß, um die Kirche ohne den Camper aufs Bild zu kriegen. Was für Ignoranten, diese herrliche Szene so zu zerstören! Alle anderen Touristen parken brav auf dem 100 Meter entfernten Parkplatz, nur die Iberer kriegen das wieder mal nicht gebacken. Zur Strafe – und weil die Besitzer der Karre gerade weit entfernt am Strand herumlaufen – pinkle ich auf die Türklinke der Fahrerseite. Nach getaner Arbeit heißt es wieder: Aufbruch. Auf dem Rückweg blasen uns vom Gletscher kommende Fallwinde fast von der Straße. Der ein oder andere Wohnwagen liegt schon im Graben. Aber wir erreichen wohlbehalten kurz vor Mitternacht wieder unser Hotel…

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Kirche in Buðir

 

Sonntag, 14. August

Am letzten vollen Reisetag lassen wir’s etwas ruhiger angehen und unternehmen einen Stadtrundgang durch Reykjavik. Schließlich brauchen wir auch noch Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Nachdem die Pflichten erfüllt sind, widmen wir uns einem architektonischen Hingucker, der Hallgrimskirche. Von deren Glockenturm aus hat man einen tollen Rundblick über die gesamte City. Am Nachmittag besichtigen wir den großen Warmwasserspeicher Öskjuhlíð, suchen (und finden) einen Geocache in der Nähe und fahren zum etwas westlich der Stadt gelegenen Leuchtturm Grotta. Leider ist dieser wegen Flut gerade nicht erreichbar. Wir kehren um und legen im Hotel noch ein paar Saunagänge ein, bevor wir uns zum Abschluß ein Essen im Restaurant ‘Perlan’ gönnen. Das ‘Perlan’ befindet sich in der Glaskuppel des “Ufos” und dreht sich in einer Stunde um 360°. Gekocht wird auf höchstem Niveau, ein toller Ausgleich für all die Tankstellensnacks der vergangenen Tage! Am Abreisetag legen wir an der Blauen Lagune noch einen Zwischenstop zum Baden ein und treten danach – gereinigt und entspannt – gut gelaunt den Heimflug an.

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Reykjavik

älter Lofoten 2010
neuer Lofoten 2011

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