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auf dem Gipfel des Nuolja, Blick auf den Torneträsk

Dienstag, 19. Februar

Nachdem ich gestern vor lauter Euphorie ob der Polarlichter kaum einschlafen konnte, bin ich heute Morgen etwas müde. Gut, daß unser heutiges Programm einigermaßen unanstrengend wird. Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir mit der Seilbahn auf den Gipfel des Berges Nuolja, in unmittelbarer Nachbarschaft von Abisko. Die Aussicht ist herrlich, die Sonne scheint, und die Temperaturen liegen mit etwa -5°C deutlich über denen unten im Tal, wo es etwa zehn Grad weniger sind. Nach einer Stunde Herumspazieren und fotografieren begeben wir uns wieder talwärts und fahren dann mit dem Auto ins 100 km östlich gelegene Jukkasjärvi, wo wir das Eishotel besichtigen wollen. Auf dem Weg dorthin messen wir in einer schattigen Senke die tiefsten Tagestemperaturen dieser Reise: -22°C! Das tut schon direkt weh…
Vorbei an Kiruna, dem Aspiranten auf den Titel „Bitterfeld des Nordens“, geht die Fahrt weiter Richtung Osten. Kurz hinter der Bergbaustadt entdecke ich im Wald eine riesige Satellitenschüssel. Eine Straße dorthin gibt es auch – also los! Warnschilder auf Schwedisch ignorieren wir kurzerhand, in der Hoffnung, bei Aufgriff durch bewaffnete Sicherheitsorgane wenigstens nicht sofort erschossen zu werden. Aber alles halb so wild: An der Schüssel und dem Gebäude für deren Steuerung und Überwachung angekommen, erfahre ich von einem der anwesenden Mitarbeiter, daß es sich um eine wissenschaftliche Einrichtung handelt. Die Antenne liefert Daten für das sogenannte EISCAT-Projekt, einem multinationalen Vorhaben zur Erforschung der höheren Schichten unserer Atmosphäre und des erdnahen Weltraums. Mangels Info-Materials werden wir an das nahegelegene Institut für Weltraumphysik verwiesen, wo uns durch einen der Projektmanager nicht nur einige Broschüren überreicht werden, sondern wo wir auch noch einen Kaffe und Kuchen in der Mensa bekommen.
Das diesjährige Eishotel mit der Nummer 23 kann wieder mit einigen schönen Design-Suiten aufwarten, während die normalen Zimmer eher klein und schlicht geraten sind. Mein Lieblingsraum sieht aus wie das Innere eines Wals. Und auch hier macht sich wieder das teure 14mm Objektiv bezahlt. Nach etwa anderthalb Stunden Stubendurchgangs begeben wir uns wieder auf den Rückweg, weil ich auch gerne noch mal die gewaltige Antenne in der untergehenden Sonne fotografieren will. Unterwegs machen wir noch einen klitzekleinen Shopping-Stop in Kiruna, das von Nahem gar nicht mal so unsympathisch wirkt. Auf der Weiterfahrt nach Abisko erstaunen mich immer wieder die tollen Farben, die der Abendhimmel während der Dämmerung hier annimmt. Bis auf Grüntöne ist beinahe das gesamte Farbspektrum vertreten, und zwar mit ordentlicher Sättigung, was leider selbst meine Kamera an ihre technischen Grenzen bringt.
Leider sind die guten Restaurants in Abisko alle schon voll besetzt bzw. ist das Essen abgezählt und reicht nicht für uns, so daß wir im einzigen Pub des kleinen Ortes eins der zwei verfügbaren Gerichte – nämlich Hamburger – essen müssen. Glück für uns, denn die Dinger sind echt lecker und machen für relativ wenig Geld auch noch pappesatt. Heute Abend behält die Nordlicht-Vorhersage leider Recht, über eine 1-2 kommen wir nicht hinaus. Das reicht allerdings trotzdem, um etwas grünes Licht am Himmel ausmachen zu können, das sich richtig schnell bewegt.

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schwache Nordlichter über dem Nuolja

 

Mittwoch, 20. Februar

Irgendetwas stimmt mit meinem rechten Ohr nicht. Im Laufe des gestrigen Nachmittags hat es sich mehr und mehr – womit auch immer – zugesetzt, und jetzt höre ich fast nur noch Mono. Gar nicht gut. Da werde ich morgen in Leknes wohl mal zum Arzt müssen. Aber erst einmal liegen 5 Stunden Autofahrt vor uns. Wir verabschieden uns von der Rezeption in Abisko. Diesmal war Schweden, wie es sein sollte: Tolle Landschaft, nette Menschen, und nix geklaut. Auf dem Weg zu den Lofoten halten wir noch einmal in Björkliden, das wie ein idealer Platz für den nächsten Familien-Winterurlaub aussieht. Ein kleiner Stop wird nochmals in Svolvær eingelegt, wo wir im Café Bacalao am Hafen Mittag essen. Kathrin freut sich, daß sie endlich mal wieder einen gescheiten Kaffee bekommt. Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich Anne Gerds Haus. Da sie leider zum Abendessen nicht da sein kann, machen wir uns nochmal auf nach Leknes und besorgen uns neben etwas zum Beißen auch gleich noch Proviant für die nächsten Tage. Nach dem Diner sind wir beide ziemlich platt. Ich, weil ich die ganze Zeit gefahren bin und Kathrin, weil sie irgendetwas „ausbrütet“. Nein, keine vierte Tochter – lediglich eine Erkältung scheint im Anmarsch zu sein. Aber sie vertraut auf ihre homöopathische Reiseapotheke und legt sich zeitig ins Bett. Ich ebenso.

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Marina in Svolvær

 

Donnerstag, 21. Februar

Noch vor dem Frühstück fahre ich mit mit meiner Gastmama ins Krankenhaus nach Gravdal, wo es einen HNO-Arzt geben sollte, zumindest suggerierten mir das meine schwachen bis kaum vorhandenen Kenntnisse der norwegischen Schriftsprache. Ein sogenannter Audiograph nimmt sich meiner an, nachdem ihm Anne Gerd freundlicherweise meine Symptome übersetzt hat. Ich muß zum Hörtest, der erwartungsgemäß schlecht ausfällt. Die Interpretation der Diagramme seitens des Arztes haut mich jedoch fast vom Stuhl. Von außen nix zu sehen, Werte 40% unter Soll, Ursache unklar – da könnte das Ohr vielleicht bleibenden Schaden, wovon auch immer, genommen haben, mit dem ich im schlimmsten Fall bis ans Lebensende leben müßte. Au Backe! Gedanklich gehe ich schon mal die Möglichkeit meiner Loss-Of-License-Versicherung durch, lasse mich aber grundsätzlich nicht verrückt machen und folge dem Rat des Doktors, mir erstens noch mal ein anderes Antibiotikum verschreiben zu lassen und zweitens in Deutschland einen HNO-Arzt zu aufzusuchen. Nun ja.
Wir fahren zurück zum Haus und frühstücken erst mal. Anderthalb Stunden später untersucht mich in Leknes noch einmal eine junge Allgemeinmedizinerin, während Kathrin im „Lofotsenteret“ nach Mitbringseln für ihre Familie sucht. Ich bekomme eine Packung Tabletten verschrieben, die Einlösung des Rezeptes bei der Apotheke gleicht einem mittelgroßen Behördengang. Was die dort alles in ihren Computer eintippen, um eine Packung Pillen aus ihrem Laden rauszugeben, will mir nicht einleuchten. Wenn ich die Augenbewegungen der Apothekerin richtig interpretiere, muß sie sich durch mindestens 4 Bildschirmseiten durcharbeiten und braucht dafür geschätzte 10 Minuten. Muß sie sich die Herausgabe vielleicht vom norwegischen Gesundheitsminister persönlich absegnen lassen? Na egal. Hauptsache, ich bekomme mein Zeug. Nur Kathrin, die für ihre aufkommende Erkältung nach einer homöopathischen Substanz fragt, wird enttäuscht: vorrätig – nein. Bestellen: eine Woche Lieferzeit. Super! Wir gehen rüber in den Supermarkt und kaufen bewährte Hausmittel: Frisches Obst und direkt gepreßten Orangensaft für die Vitaminzufuhr.
Für den Nachmittag fahren wir noch einmal nach Svolvær, wo erstens das Wetter besser sein soll, und wo meine Reisebegleiterin in einer der größeren Apotheken vielleicht mehr Glück mit ihrer Medizin hat. Natürlich ist es überall das Gleiche. Eine Woche Bestellzeit. Wir essen ein Sandwich im Café Kringla am Hafen und machen uns dann auf den Weg nach Henningsvær, wo das Wetter wieder einmal etwas besser als auf dem Rest der Inseln ist. Nur ein Kunstgewerbeladen hat auf, wo Kathrin direkt ein paar Reisemitbringsel für sich selbst findet, und ich für meine Kids ein paar Zuckerstangen mitnehme. Ansonsten ist der Ort im Winter total tot. So, als wollten die Leute gar keine Touristen haben wollen. Na gut, auch egal, also drehen wir wieder um und fahren nach Hause. Kathrin ist eh nicht so fit und will sich vor dem Abendessen noch etwas ausruhen. Ich habe im Amfi in Svolvær wieder Zutaten für Tom Kha Gai mitgenommen, die es heute Abend zum Essen geben soll. Viel Ingwer drin, ein paar Kräuter und ein bißchen scharf – das wird alle Erkältungskeime sicher abtöten. Nach diesem anstrendenden Tag werden wir sicher alle nicht alt. Ich merke, daß ich so langsam müde werde und verabschiede mich bereits kurz nach 9 vom Abendessen. Frau Hofer geht auch ins Bett, um sich gesund zu schlafen…

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Leknes am Abend

älter Lofoten 2012
neuer 3H-Tour 2013, Teil 1

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