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Waldweg bei Kiruna

Auch in diesem Winter geht es wieder hoch in den Norden Europas. Dieses Jahr mal nicht deckungsgleich mit Karneval, sondern eine Woche später. Erstens, weil dann der Mond etwas voller ist und der Himmel bei den Polarlicht-Aufnahmen nicht ganz so schwarz rüberkommt. Und zweitens werde ich diesmal von unserer Freundin Kathrin begleitet, die nur an diesem Termin kann. Wieder erwarten uns sieben Tage Winter vom Feinsten: derzeit herrschen in Abisko, der ersten Station unserer Reise, bei Sonnenschein und ein paar Wolken tagsüber -16°C und nachts noch mal 5-10° weniger. Also sollte den geplanten Aktivitäten wie Hundeschlittentour, Eisklettern und Polarlichter fotografieren eigentlich nichts im Weg stehen. Nach drei Tagen in Schweden werden wir auf die Lofoten rüber fahren, um meine Gastmama Anne Gerd und ihre Familie in ihrem neuen Zuhause auf Vestvågøya zu besuchen. Ich freue mich schon riesig.

Sonntag, 17. Februar

Aua! Um 3 Uhr morgens klingelt der Wecker. Tja, wenn man besonders früh und somit im Hellen im hohen Norden Europas ankommen will, muß man eben auch besonders früh und im Dunklen zu Hause losfahren. Außergewöhnlich anstrengend ist die ganze Sache eigentlich nur, weil ich die ganze Nacht mit verschnodderter Nase auf der Couch herumgelegen habe und nicht wirklich schlafen konnte. Aber was soll’s? Unsere Freundin Kathrin, die auf dieser Tour mitkommt, ist auch noch nicht ganz wach, also ziehen wir uns am Flughafen in Frankfurt erst mal einen Kaffee und ein belegtes Brötchen. Die Maschine nach Oslo (wieder mit langer Codeshare-Schlange) ist nur zu einem Drittel voll, der Flug geht mehr oder weniger im Halbschlaf vorüber. Und am Flughafen Gardermoen stellt sich beim Betreten des Terminals sogleich wieder das wohlige Gefühl „Willkommen im Urlaub!“ ein. Wir gönnen uns 2 Baguettes mit Kaffee, dazu gibt es ein Schokomuffin: zusammen 30 Euro. Willkommen im Urlaub!
Auf dem zweiten Flug döse ich wieder vor mich hin, finde aber keine bequeme Schlafposition. Gut, daß wir nach 90 Minuten schon wieder landen. Und zwar wie üblich in Evenes, das uns mit -5°C und hohen Wolken empfängt. Im Terminal Riesenandrang: gerade ist eine vollbesetzte Boeing 737 der holländischen Transavia gelandet, und deren Gepäck ist wegen eines Defektes am Transportband noch nicht da. Dazu kommt noch unsere knallvolle Maschine, und schon ist im engen Wartebereich Kuscheln angesagt. Am Mietwagenschalter eine positive Nachricht: wie schon des Öfteren wurde unser Mietwagen aufgewertet und wartet in Gestalt eines schicken Skoda Yeti mit Allrad bereits vor dem Terminal. Das mit dem 4×4-Antrieb trifft sich gut, denn auf dem Weg über das Narvikfjell hinüber nach Schweden weht doch ganz schön der Schnee über die Straße, und die geschlossene Eisdecke ist bei teilweise 10% Steigung auch nicht ohne.
Einzig und allein das Wetter ist nicht recht kooperativ: Es ist diesig, und man kann den Himmel nicht ausmachen. Schlecht, wenn man das Polarlicht sehen will. Die Aktivitätsvorhersage liegt bei Level 3 bis 4. Da haben wir im vergangenen Winter durchaus etwas am Firmament erkennen können. Naja, vielleicht verziehen sich die Wolken bis zum Abend noch. Immerhin schon knackig kühle -11°C erinnern uns daran, daß wir später unbedingt die dicken Sachen anziehen sollten, wenn wir nach dem Abendessen noch mal raus gehen wollen.
Zum Diner, das hier ‚Middag‘ heißt, gibt es ein hochwertiges Menü: lauwarme Rote Bete mit Schafskäse, Walnüssen und Honig („sehr übersichtlich“), als Hauptgang Saibling auf Safran-Risotto mit Tomatenbutter, und den Abschluß bildet Vanilleeis mit den unverzichtbaren Moltebeeren. Lecker. Weniger lecker ist der Duft, den einige Gäste mitbringen – wie Omas jahrelang ungelüfteter Kleiderschrank auf dem Dachboden. Wir vermuten, daß es sich um Teilnehmer der täglich stattfindenden Hundeschlittentour handelt, die den strengen Geruch der Zugtiere noch an sich tragen.
Gut gestärkt verabreden wir uns für 8 Uhr noch mal zu einem kleinen Abendspaziergang, runter zum See. Polarlichter sind zwar keine zu sehen, aber wir machen trotzdem ein paar Langzeitbelichtungen am Ufer. Später fahren wir mit dem Auto noch nach Abisko, um für morgen in der Mountain Lodge einen Tisch fürs Abendessen zu bestellen.

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Aurora Borealis an der Saunahütte in Abisko

 

Montag, 18. Februar

Aaahh! So fühlt sich Urlaub an. Ich habe herrlich geschlafen und werde von der Sonne geweckt. Die Wolken reißen auf; das verspricht ein guter Tag zum Fotografieren zu werden. Nach dem Frühstück geht es als Erstes zum Eisklettern an einem gefrorenen Wasserfall nahe der Station.
Heute sind wir eine größere, bunt gemischte Gruppe: Kathrin und ich, dann noch 2 Engländer und 3 Chinesen. Nach der obligatorischen Einweisung ins Equipment geht es runter in den Canyon des Flusses Abiskojåkka, wo diverse zugefrorene Wasserfälle eine eindrucksvolle Kulisse abgeben. Ich mache mal den Anfang, schließlich kenne ich ja die Strecke schon vom letzten Jahr. Mit ziemlich viel Tempo geht’s nach oben, Kathrin macht derweil Fotos. Anschließend wird gewechselt. Kathrin filmt ihren Aufstieg mit der Helmkamera, was recht coole Aufnahmen gibt. Beim zweiten Durchgang starten wir weiter unten, direkt auf dem Eis des Flusses. Obwohl die Strecke ein paar Meter länger ist, kommen wir schneller hoch als bei der Premiere. Ein gelungener Start in den Tag. Leider bleibt nach dem Ende des ersten Programmpunktes keine Zeit mehr um Essen, ein Schokoriegel muß reichen – denn in einer Viertelstunde werden wir zur Hundeschlittenfahrt abgeholt. Schnell die Speicherkarte und das Objektiv gewechselt, wieder richtig dicke Klamotten an, und dann wieder runter an die Rezeption, wo wir schon erwartet werden. Die Overalls und Schuhe, die wir noch über unsere eigenen Sachen anziehen sollen, tragen aber mal so richtig dick auf, und wir sehen aus wie Astronauten auf Mondmission. An der Abisko Mountain Lodge befindet sich der Startpunkt. Aber vorher müssen noch die Hunde eingespannt werden. Die kennen das Prozedere bereits und lassen sich brav erst ihr Gurtzeug überziehen und dann an den Schlitten anketten. Kurz vor der Abfahrt mordsmäßiges Gebell und Gezerre – als ob die Huskies es kaum erwarten können, endlich loszulegen. Genauso ist es auch, denn kaum haben wir 10 Meter Strecke zurückgelegt, sind die Zugtiere still und ziehen uns flott durch die verschneite Landschaft. Auf unserem Gefährt sitzen 4 Leute, ganz schön gequetscht. Ich ganz hinten, Kathrin vor mir und davor 2 Männer aus wer-weiß-woher. Sie tut mir leid, kann ja kaum was sehen außer Rücken. Jedenfalls nach vorn nicht. Mir gelingt es immerhin, wenn ich die Kamera über meinen Kopf halte, ein paar Bilder in Fahrtrichtung zu knipsen. Dabei fällt mir leider irgendwo die Sonnenblende runter. Mist! Muß es eben ohne weitergehen. Nach etwa 8 Kilometern halten wir an und können uns ein paar Minuten die Beine vertreten. Aber nicht allzu lange, denn die Hunde werden schnell wieder unruhig, weil sie weiter wollen. Das Gute ist, daß wir bei der Gelegenheit die Plätze auf dem Schlitten wechseln können. Als Ausgleich sitzt Kathrin jetzt ganz vorne, ich dahinter und dann die anderen. Was für ein Unterschied! Ich weiß nicht, wie wir uns auf der ersten Hälfte so zusammenquetschen konnten: jetzt ist auf einmal Platz ohne Ende. Ich merke weder Kathrins Rucksack in meinem Bauch noch meinen Hintermann im Rücken, außer wenn er zur Seite fotografiert. Dann hängt mir sein Ellbogen im Nacken. Die untergehende Sonne im Rücken, bieten sich tolle Ausblicke auf den Torneträsk und die Berge an seinen Ufern, die von den letzten Sonnenstrahlen angeleuchtet werden. Und unterwegs finden wir sogar meine Sonnenblende wieder. Toll! Wieder am Ausgangspunkt der Tour angekommen, schnallen wir die Hunde vom Schlitten ab, dann haben sie Feierabend für heute. Meine zurückgelassene Fotoausrüstung im nicht abgeschlossenen Van ist auch noch da: Schweden, wie es sein sollte!
Zurück im Hotel nehme ich erst einmal eine heiße Dusche, dann werden Bilder und Filmaufnahmen ausgewertet. Anschließend fahren wir zum Abendessen in die Abisko Mountain Lodge. Das heutige Menü: Shrimps-Cocktail auf gebratenem Knoblauchbrot, Frikadelle vom Elch mit Preiselbeeren und Kartoffelpüree und als Dessert Nougatmousse mit Himbeeren und Schokoladenkuchen. Ein gelungener Abschluß eines tollen Wintertages, der nur noch vom Polarlicht gekrönt werden könnte. Aber, ach! Die Aktivität ist heute sehr gering. Level 1 von 10, wenn überhaupt, dann sehr schwach und sehr tief über dem Horizont. Schade, denn das Wetter wäre top zum Fotografieren – sternenklarer Himmel mit Halbmond. Nun ja, vielleicht tut sich ja später noch was. Wir gehen jedenfalls noch mal runter zum Ufer des Sees und schauen, was passiert. Und wir haben großes Glück.
Obwohl meine Polarlicht-App ein Aktivitätslevel von lediglich 1-2 von möglichen 10 vorausgesagt hat, erleben wir ab etwa 21:30 Uhr für anderthalb Stunden eine Lichtshow der Stärke 5-6. Phantastisch! Kathrin kann ihr Glück kaum fassen, denn bei dieser Stärke ist das grüne Lichtspiel am Himmel schon sehr gut zu erkennen. Jede Menge Leute stehen auf dem zugefrorenen See und beobachten das Spektakel.

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Nordlichter über dem Torneträsk

älter Lofoten 2012
neuer 3H-Tour 2013, Teil 1

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