"everything's a damage"

Schottland

18. - 30. Mai 2023

Loch Linnhe

Donnerstag, 18. Mai – Glasgow, Isle of Arran

Um die Reisedauer in diesem Jahr zu maximieren, habe ich am letzten Tag meiner davor liegenden Arbeitswoche auf Frühschicht getauscht. Direkt im Anschluß bin ich mit dem Zug nach Magdeburg gefahren, um hier bei meinem Kumpel Michael zu übernachten, bevor wir heute früh den ersten Flug von Berlin nach Edinburgh nehmen werden. Und der startet bereits kurz nach sechs Uhr. Heißt also: gegen halb drei zum Flughafen fahren und auf dem Weg permanent gegen die Müdigkeit ankämpfen. Immerhin geht die Abfertigung am BER heute relativ flott vonstatten. Vermutlich ist das hiesige Personal angesichts der frühen Stunde noch nicht hundertprozentig für eine ausgiebige Kontrolle der Reisenden motiviert. Und was soll man zu Ryanair sagen? You get what you pay for. Angesichts des Oneway-Flugpreises von über 240 € pro Person hätten wir natürlich eine gediegene Airport-Lounge, lecker warmes Essen und eine persönliche Am-Platz-Betreuung durch ansehnliche Stewardessen erwartet. Aber nach kurzer Sichtprüfung des Kabinenpersonals ist es uns doch ganz recht, daß wir von der Crew auf dem rund anderthalbstündigen Flug einfach in Ruhe gelassen werden. Und das ist ja bei dieser Airline nun auch nicht selbstverständlich. Ich sage nur: Rubbellose!

“Everything’s a damage!” Durch diesen, mit süffisantem Lächeln ausgesprochenen Warnhinweis versucht uns der Budget-Mitarbeiter am Airport Edinburgh vom Nutzen einer extra Versicherung zu überzeugen, die wirklich alle möglichen Schäden am Mietwagen abdecken sollte. Mit unserem gebuchten popeligen “Super CDW” kämen wir da nicht weit. Jeder Kratzer sei ein extra Schaden, will heißen: jeweils einmal die Selbstbeteiligung fällig. Mit einer solchen Drohkulisse im Hintergrund fällt uns natürlich der Abschluß einer gar nicht mal so sehr teuren Extra-extra-Versicherung deutlich leichter, als wir vorher dachten. Aber das ist dann auch das einzige Ärgernis an diesem schönen sonnigen Tag und eins der wenigen auf der gesamten Reise.

Erste Station soll in diesem Jahr die Isle of Arran sein, die in den meisten Reiseführern als „Scotland in a nutshell“ beschrieben wird. Die Fähre dorthin legt erst am frühen Abend vom Festland ab, was uns etwas Zeit verschafft, ein paar noch nicht besuchte Ecken im Südwesten Schottlands zu besichtigen. Allen voran Glasgow, das uns bislang eher als Industriestadt im Niedergang ein Begriff war. Aber wie das eben so ist: solche Labels sagen nicht viel aus. Beginnen wir also unsere Besichtigung mit einer kleinen Stadtrundfahrt, deren erste Station das Science Center am Südufer des Flusses Clyde sein soll. Hier verbringen wir schon deutlich mehr Zeit als vorher gedacht, denn das ganze Areal ist ein Eldorado für Liebhaber moderner Architektur und wird deshalb von uns ausgiebig fotografiert. Einen kleinen Snack zum Mittag essen wir im Campus-Café, bevor wir noch ein paar Schritte entlang des Clyde-Ufers laufen, um die eine oder andere Stadtansicht auf Foto zu bannen.

Die zweite Station der Tour ist der größte und gleichzeitig älteste Friedhof der Stadt mit dem passenden Namen Necropolis. Die ‚Großstadt der Toten‘ liegt auf einem Hügel mitten im Zentrum von Glasgow und beherbergt Gräber aus über 200 Jahren schottischer Geschichte. Bei Tage ist diese Attraktion zwar nett anzuschauen, kommt aber nicht gerade besonders spektakulär auf Fotos rüber, weshalb wir die Besichtigung nach anderthalb Stunden beenden. Nach überwiegend viktorianischen Grabbauten haben wir uns als nächsten Stop auf unserer Erkundungsreise durch die Stadt noch einmal ein gelungenes Beispiel für moderne Architektur herausgesucht: das schottische Verkehrsmuseum am Nordufer des Flusses Clyde. Dieses futuristisch anmutende Gebäude aus dem Designbüro von Zaha Hadid war uns am Morgen schon von der anderen Seite aus aufgefallen, und Micha drängt auf eine Besichtigung der Location. Eintritt ist frei, da schauen wir uns doch den Laden auch mal von innen an. Hier können wir uns eine Weile beschäftigen. Nach getaner Arbeit gibt’s noch ein Eis mit Aussicht auf Beton und Glas, und dann machen wir uns langsam mal auf den Weg zur Küste.

Ein relativ modernes Schiff aus der Flotte von Caledonian MacBrayne bringt uns in einer Stunde über den Firth of Clyde zum Hafen von Brodick. Ab hier sind es noch einmal zehn Kilometer Fahrt, dann stehen wir vor unserer Unterkunft. Platz ohne Ende, gemütliche Einrichtung im typisch englischen Stil. Nur etwas kalt ist es in der Butze. Ein Anruf beim Hausherren behebt das kleine Problem: man hatte nicht damit gerechnet, daß wir 16 Grad Zimmertemperatur als etwas zu kühl empfinden könnten. Aha! Die Schotten scheinen in jeglicher Hinsicht hart im Nehmen zu sein. So verstehe ich jedenfalls unseren Vermieter, auch wenn sein Dialekt reichlich gewöhnungsbedürftig klingt. Abendessen wird selbst gekocht, Micha und ich hauen uns ein paar Lachsfilets in die Pfanne, dazu gibt’s Salat. Da es nicht mehr allzu lange hell bleiben soll, fahren wir noch schnell eine kleine Runde an der Ostküste unserer Insel entlang. Das Licht ist ultra-langweilig, also beenden wir den ersten kurzen Ausflug an Arrans südlichstem Punkt und kehren wieder nach Hause zurück. Ein paar Feierabendbiere runden den Reisetag nach hinten raus ab.

Freitag, 19. Mai – Isle of Arran (südlicher Teil)

Gut geschlafen habe ich schonmal, die halbe Miete bei der Erholung in jedem Urlaub. Nach einem ordentlichen Frühstück beraten Micha und ich das Tagesprogramm. Wir haben uns die Chrannaig Falls ausgesucht, eher ein etwas längerer Spaziergang, aber mit recht ansehnlichen Wasserfällen als Ziel. Wir parken das Auto an der Straße, schultern die Fotorucksäcke und wandern zunächst durch einen lichten Laubwald am Flußlauf des Glenashdale Burn entlang. Die Sonne ist gerade eben heraus gekommen, ideal für die ersten Fotos der Insel Arran. Nach einer reichlichen Dreiviertelstunde, immer leicht bergauf, haben wir die Wasserfälle erreicht. Gut, daß gerade niemand außer uns da ist. Da lasse ich doch gleich mal die Drohne steigen. Sonst nie ganz einfach in Großbritannien, denn die Regularien für den Betrieb der kleinen Fluggeräte sind schon sehr restriktiv. Nach kurzer Zeit habe ich ein paar brauchbare Aufnahmen im Kasten, dann noch eine Handvoll mit der Kamera hinterher „geschossen“, und schon können wir wieder umkehren. Auf dem Rückweg halten wir noch zum Fotografieren an einigen Stellen an, die wir vorhin links liegen gelassen haben.

Ein kleiner Obstsnack auf dem Parkplatz direkt am Meer muß sein, dann setzen wir die Erkundungsfahrt in Richtung Süden fort. An Arrans Südspitze, bei den Silver Sands, fliege ich eine Runde mit der Drohne, muß die Aktion aber relativ schnell wieder abbrechen, denn der Wind weht schon recht heftig. Wir merken uns diesen Ort aber mal vor, weil wir hier am Abend bei besserem Licht erneut her kommen wollen. Nächster Stop: die Lagg-Destillerie. Moderne Architektur, herrlicher Meerblick. Und das bei strahlendem Sonnenschein. Führungen und Degustationen finden leider gerade nicht statt. Also schauen wir uns nur ein bißchen im Eingangsbereich um und begutachten schon mal die später zu verkostenden und eventuell zu erwerbenden liquiden Produkte aus hiesiger Produktion. Eine ansehnliche Fotogalerie hängt hier an der Wand. Über einige der ausgestellten Bilder lasse ich mir von einer älteren Mitarbeiterin die dazugehörigen Geschichten erzählen und vor allem die Location verraten. Weiter geht’s. 

Im Westen der Insel stoßen wir unverhofft auf einen herrlichen Küstenabschnitt mit breitem naturbelassenem Strand. Da parken wir doch sofort das Auto und laufen mit unserem Equipment einfach mal ohne konkretes Ziel im Sand umher – eine Taktik, die uns vor drei Jahren auf der Isle of Harris ein paar wirklich außergewöhnlich schöne Fotos beschert hatte. So spektakulär wie Luskentyre Beach ist diese Bucht hier nicht, aber einige ganz hübsche Makro-Aufnahmen, zwei Panoramen aus der Drohnen-Perspektive und die Sichtung der größten Feuerqualle, die mir je untergekommen ist, sind das Ergebnis dieses kurzweiligen Spaziergangs. Mittlerweile haben wir frühen Abend und bekommen so langsam wieder Hunger. Eine zweite Packung Lachs wäre noch da. Klingt ja verlockend. Also ab nach Hause. Weil wir durch die Inselmitte abkürzen können, sind wir ruck-zuck wieder in der Ferienwohnung. Schon bald brutzeln zwei zarte rosa Fischfilets in der Pfanne, dazu werden Bratkartoffeln und Gemüse angerichtet. 

Nach dem Essen sortiert Micha erste Fotos, und ich lasse nochmal die Drohne vor dem Ferienhaus fliegen, für ein paar Aufnahmen unseres Wohnortes Lamlash. Obwohl sich am Abend der Himmel etwas bewölkt, fahren wir trotzdem nochmal nach Silver Sands. Etwas oberhalb des Strandes bauen wir auf den Klippen unsere Foto-Stative auf und versuchen uns an zen-artigen Langzeit-Belichtungen der Ailsa Craig, einer etwa zwanzig Kilometer vor der Küste liegenden Felsinsel, die mich ein wenig an Skellige in Irland erinnert. Dafür reicht das Licht allemal, selbst einige Drohnenshots kriege ich hin. Keine schlechte Bilder-Ausbeute für den ersten Tag auf Arran. Auf dem Heimweg stocken wir nochmal unsere Chips- und Biervorräte auf, und schon steht dem gemütlichen Tagesausklang in der inzwischen kuschelig warmen Butze nichts mehr im Weg.

Samstag, 20. Mai – Isle of Arran (nördlicher Teil)

Heute soll es zur Abwechslung einmal in den Norden von Arran gehen, nachdem wir gestern bereits die untere Hälfte der Insel in Augenschein genommen haben. Das Wetter ist okay, aber kaum fototauglich. Da werden wir uns wohl wieder auf Details und Makros in der Natur einstellen müssen. Das erste spektakuläre Exponat finden wir direkt an der Straße hinter Brodick. Inmitten einer typischen schottischen Parklandschaft steht ein einzelner Baum, der uns aufgrund seiner ausladenden Dimensionen und seiner perfekten Form an Eywa, die Symbolisierung von Mutter Natur aus den „Avatar“-Kinofilmen erinnert. Nach einer Viertelstunde haben wir das Gewächs aus allen sinnvoll möglichen Perspektiven aufgenommen und setzen unsere Reise nach Norden fort.

Sanft und hügelig ist die Szenerie, in die wir jetzt einfahren. Im Westen, zu unserer Linken, thront der Mount Goatfell, mit 850 Metern die höchste Erhebung der Insel. Allerdings hängen gerade in dieser Ecke die Wolken sehr tief, und wir können seinen Gipfel nur vage erahnen. Ein paar Kilometer weiter haben wir endlich einen lohnenswerten Ort für einen Halt und einen kurzen Photo Walk gefunden: das North Sannox Tal. Hier schlängelt sich der gleichnamige Fluß, der irgendwo in den höher gelegenen Wäldern unterhalb des Gipfels entspringt, ins Tal. Genau das Richtige an einem trüben Tag wie heute. Das notwendige Equipment wird in den beiden Rucksäcken verstaut, und wir wandern ein paar Kilometer bergauf, bis wir schließlich eine Stelle mit schönen Motiven finden. Einige kleine Stromschnellen und Wasserfälle mitsamt einer Handvoll interessant gemusterter Felsen im Flußbett beschäftigen uns für die nächsten zwei Stunden. Selbst die Drohne kommt wieder mal zum Einsatz, bevor wir den Rückweg zum Parkplatz antreten. Inzwischen hat sich nämlich die Bewölkung verdichtet und läßt ein paar Regenschauer ab – ein guter Zeitpunkt zum Abmarsch.

In Lochranza, das übrigens seinem Namen alle Ehre macht, befindet sich die zweite Destillerie der Insel Arran. Da es immer noch regnet und wir gerade nichts Besseres vorhaben, statten wir diesem Betrieb einen kurzen Besuch ab. Wir wären sogar bereit, an einer Führung teilzunehmen, weil das anwesende, ausschließlich weibliche Funktionspersonal einen teilweise exzellenten optischen Eindruck macht. Aber leider wird die Produktionsanlage anläßlich eines bevorstehenden Jubiläums gerade renoviert und ist nicht zugänglich. Also belassen wir es diesmal bei einem kurzen Plausch mit den Damen im Shop und einer Produktberatung nebst Verkostung der empfohlenen Whisky-Sorten. Ich packe mir gleich eine Flasche 15 Jahre alten, im Sherry-Faß ausgebauten Single Malt ein, als wir beim Bezahlen noch mit Proben einer Spezialität namens „Arran Gold“ angefixt werden. Dabei handelt es sich um einen Whisky-Likör wie z.B. Bailey’s, nur eben handgemacht und viel köstlicher. Weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich für die Weiterfahrt nicht vielleicht doch zu viel Promille im Blut habe, beschließen wir, uns ein wenig hier im Ort umzusehen und etwa eine Stunde Karenzzeit zu überbrücken. 

Mit Lochranza haben wir die nördlichste Siedlung der Insel passiert und bewegen uns jetzt entlang der Westküste wieder Richtung Süden. Etwas Hunger habe ich inzwischen bekommen. An einer windgeschützten Parkbucht direkt am Meer halten wir an und machen uns über ein paar selbst geschmierte Sandwiches und Obst her. Das muß reichen bis heute abend. Weit fahren müssen wir nicht bis zum nächsten Fotohalt, denn schon nach wenigen Kilometern erreichen wir einen Küstenabschnitt mit felsigen Stränden, der laut Google Maps ein hervorragender Spot zur Robben-Beobachtung sein soll. Parkplätze gibt es an der Straße auch, also halten wir mal und versuchen unser Glück. Immerhin ein junges Exemplar erspähen wir auf einem Felsen im Wasser. Gute Entfernung, zumindest für Michas Super-Teleobjektiv, das er gerade auf seine Kamera flanscht, während ich mich vorsichtig von der anderen Seite annähere. Wir beobachten die Robbe, sie beobachtet uns und beschließt nach etwa zehn Minuten, daß sie heute doch keine Lust mehr hat, noch länger fotografiert zu werden. Mit einem lauten Grunzen läßt sie sich ins Wasser gleiten und taucht nur noch ab und zu kurz mit dem Kopf auf. Fahren wir weiter.

Als letzte Aktivität des heutigen Tages haben wir uns einen Spaziergang zu den Standing Stones von Machrie Moor vorgenommen, der lokalen Stonehenge-Ausgabe. Knapp einen halben Kilometer vor den aufgestellten Hinkelsteinen zieht ein verlassener Bauernhof etwas abseits des Weges unsere Aufmerksamkeit auf sich. Wir teilen uns auf und versuchen, dem Ort seine fotografischen Geheimnisse zu entlocken. Michael verliert etwas schneller die Lust dran als ich und geht schon mal zu den Standing Stones vor. Die Grundmauern eines alten Schafstalls eignen sich hervorragend als gut getarnter Startplatz für meine Drohne, deren Betrieb hier angesichts der immer noch anwesenden Besucher bestenfalls so semi-legal wäre. Aber ich plane sowieso nicht, direkt über dem Steinkreis zu fliegen, sondern eher ein Panorama aus seitlicher Perspektive aufzunehmen. Nach zehn Minuten habe ich meinen gewünschten Shot im Kasten. Ein paar Fotos aus der Menschenperspektive mache ich noch von den Standing Stones, danach treten Micha und ich den Rückweg an. Noch eine halbe Stunde Autofahrt, dann sind wir wieder zuhause und machen uns ein Bauernfrühstück mit ein paar Bier zum Abendessen. Das reicht für heute.  Morgen früh setzen wir schon wieder aufs Festland über, um am Nachmittag unseren Kumpel Hermann in Glasgow abzuholen.

Sonntag, 21. Mai – Glasgow, Loch Lomond, Oban

Heute stößt unser alter Freund Hermann zur Reisegruppe dazu. Der Plan ist, ihn in Glasgow am Flughafen einzusacken und vorher nochmal in der Stadt ein paar Eindrücke zu sammeln sowie vielleicht einige brauchbare Bilder für das Fotobuch der Reise aufzunehmen. Frühstück gibt’s der Einfachheit halber auf der Fähre zum Festland, und während wir noch beim Essen in der Cafeteria des Schiffes sitzen, piept mein Handy mit einer Nachricht: „Good Morning Christian and Michael, I am pleased to hear you enjoyed your time on Arran. Thank you so much for leaving the house amazingly immaculate. I have never seen it so clean and tidy before. Maybe I should only have German guests in future! You will always be welcome here. Have a safe and pleasant journey to your next destination. All the best to you both, Lynda and Pete.“ Das ist doch ein nettes Kompliment, da beginnt der Morgen gleich mit einem Lächeln.

Wie schon an den vergangenen Tagen ist das Wetter heute wieder so lala, weshalb wir einen Abstecher in die schottischen Lowlands zugunsten einer erneuten Besichtigung der Stadt Glasgow sausen lassen. Gibt ja dort noch Einiges zu entdecken. Ein architektonisches Highlight wartet hier auf uns: der botanische Garten mitsamt seinen Gewächshäusern im viktorianischen Stil. Ich bin darauf über eine Internetseite namens „Accidentally Wes Anderson“ gestoßen, die – man ahnt es – von Fans des Regisseurs betrieben wird, die sich vor allem für den Look und die Ästhetik seiner Filme begeistern. Von überall auf der Welt wurden auf dieser Seite reale oder mögliche Drehorte von Wes-Anderson-Kinofilmen zusammengetragen und natürlich auch in seinem einzigartigen Stil präsentiert. Dieses Sujet wird mich auf dieser Reise noch voll in seinen Bann ziehen. Der botanische Garten erfüllt alle unsere Erwartungen, die wir aus fotografischer Sicht an diesen Ort hatten. Speziell die Architektur der großen Gewächshäuser läßt sich mit einem Ultra-Weitwinkel-Objektiv hervorragend einfangen. Ich bin schwer begeistert von dieser Sehenswürdigkeit.

Bis zu Hermanns Ankunft haben wir noch ein wenig Zeit und verbringen diese auf einer Stadtrundfahrt mit unserem Auto, allerdings ohne festes Ziel. Sympathisch finde ich den Claim der Stadt, der uns überall von Hauswänden, Bushaltestellen usw. entgegen ruft: „People make Glasgow.“ Wie wahr. Man kann sehr gut auch in einer räudigen Umgebung leben – entscheidend ist, was man daraus macht. Am Mittag fahren wir zum Flughafen Paisley und harren dort der Ankunft unseres Freundes, die sich doch etwas verzögert. Aber das macht nichts, denn gemeinsam mit uns wartet hinter dem Ausgang auf der Arrival-Ebene noch eine Reiseleiterin oder Shuttlebus-Fahrerin auf ihre Kunden. Schätzungsweise um die sechzig, aber mit einem überdurchschnittlich attraktiven Gesicht und dem perfekten Körper einer Endzwanzigerin. Wow, was für eine Granate! Ich wette, daß sie in ihrem früheren Leben so was wie Model oder Flugbegleiterin war. Vielleicht ist sie’s ja sogar noch. Aber ich bin zu schüchtern, und Micha ist die persönliche Klärung der Frage nicht wichtig genug, um die Dame anzusprechen. So wird leider dieser Punkt ihrer Vita bis zu unserem Lebensende Gegenstand von Spekulationen bleiben.

Nachdem unsere Wartezeit auf so überaus angenehme Weise verkürzt wurde, kommt endlich Hermann durch den Ausgang geschlendert. Allerdings hat sein Koffer beim Umladen in Amsterdam eine fette Beule bekommen, die wir zunächst erstmal am KLM-Schalter reklamieren müssen, bevor wir ins heutige Quartier weiter reisen können. Eine halbe Stunde später sind alle Formalitäten erledigt. Wir brechen auf nach Oban an der Westküste, wo wir für nächsten drei Nächte eine Ferienwohnung gebucht haben. Hermann hat sich nämlich einen Besuch der Isle of Mull gewünscht, und hierfür ist Oban mit seinen vielen Fährverbindungen auf die inneren und äußeren Hebriden die perfekte Ausgangsbasis. Die Fahrtroute haben wir heute so gewählt, daß sie uns an einigen Orten vorbei führt, die wir bereits aus unseren früheren Schottland-Urlauben kennen. Ab und zu halten wir an und genießen einfach mal nur den Blick in die Landschaft.

Irgendwann meldet sich bei uns allen der Hunger. Als Boxenstopp schlage ich darum das Gasthaus „Oak Tree Inn“ in Balmaha am Südufer von Loch Lomond vor, wo ich schon mal mit meinem Kollegen Holger auf unserer Fernwanderung essen war. Gut besucht ist das Lokal eigentlich immer, und auch heute kriegen wir ohne Reservierung nur noch Plätze im Außenbereich, der immerhin mit großen Zelten überdacht ist. Einmal Burger mit Pommes, zwei Portionen Fish & Chips, dazu zwei Pints Bier bzw. eine Dose Irn Bru, mit der ich als Chauffeur Vorlieb nehmen muß. Nach dem Essen im Restaurant gönnen wir uns noch einen kleinen Nachtisch im benachbarten Eisladen, bevor die Reise weiter geht und wir nach weiteren zwei Stunden Fahrt in Oban eintreffen.

Mittlerweile ist früher Abend. Erstmal Quartier beziehen, dann noch ein paar Lebensmittel einkaufen und ein wenig die Beine vertreten. Unsere Ferienwohnung liegt am Rande der City in einem Neubaugebiet, das uns alle entfernt an unsere alte Heimatstadt Wolfen – genauer gesagt das Quartier Krondorfer Straße – wo Hermann eine ganze Zeitlang gewohnt hat, erinnert. Wir unternehmen noch einen kurzen Spaziergang zum Stadtzentrum, kaufen ein paar Aufbackbrötchen für den nächsten Tag und sehen uns die Lage des Fährterminals an, damit wir morgen nicht lange suchen müssen. Zurück im Quartier zocken Hermann und Micha einen Nachfolger des legendären Computerspiels „Myst“, das uns auf den vergangenen Reisen und auch bei gegenseitigen Besuchen immer wieder stundenlangen Rätselspaß beschert hat. Ich bin diesmal raus und helfe nur gelegentlich mit Kommentaren aus dem Hintergrund, weil ich lieber Fotos sortieren und gleich deren Anzahl reduzieren will. Und so endet wieder ein Reisetag…

Montag, 22. Mai – Isle of Mull

Für unseren heutigen Tagesausflug zur Isle of Mull müssen wir früh raus, um über einen großen Umweg via Fort William zum Fährterminal in Lochaline zu gelangen, denn ab Oban waren alle Vormittags-Slots ausgebucht. Immerhin ist die Landschaft unterwegs immer wenigstens nett anzusehen, bisweilen sogar spektakulär schön. Sagen jedenfalls meine Mitreisenden. Ich als Fahrer habe leider kein Auge dafür, denn ich muß auf den schmalen und größtenteils einspurigen Straßen aufpassen wie ein Schießhund, daß uns nicht der Gegenverkehr mit high speed umkachelt. Die Strecke verläuft zudem viel durch Wald auf einem aufgeschütteten Damm, was Ausweichen bzw. Zurücksetzen jedesmal zu einer Nervenprobe werden läßt. Vor allem, wenn uns LKWs begegnen, deren einheimische Fahrer oft alles andere als entgegenkommend sind.

Rechtzeitig erreichen wir Lochaline und haben sogar noch kurz Gelegenheit für einen Snack, bestehend aus einem Hot Dog und einem Pott Kaffee für jeden, bevor die Fähre kommt. Eine halbe Stunde später legen wir im Hafen von Fishnish an. Jetzt erstmal ein paar Kilometer nach Norden vorankommen, und schauen, was wir an fotografischen Motiven entlang des Weges finden. Weit müssen wir nicht fahren, denn bereits nach wenigen Minuten stoßen wir auf einen alten Seemannsfriedhof direkt an der Straße. In Salen liegen ein paar alte schrottreife Fischerboote oder Lastkähne am flachen Ufer herum. Was genau wir da vor uns haben, kann niemand sagen – der Gammel ist hier doch schon recht fortgeschritten. Damit Hermann auch etwas Sinnvolles zu tun bekommt, kriegt er die Drohnenfernbedienung in die Hand gedrückt und dazu die Aufgabe, innerhalb einer kompletten Akkuladung ein schönes Top-Down-Foto der Location zu erstellen. Weil wir beiden anderen aber noch nicht ganz fertig sind, greift er also kurzerhand zum iPhone und macht damit ein paar Aufnahmen, die am Ende ihren Eingang ins Fotobuch gefunden haben. Geht doch! Gar nicht mal so unbegabt, der Mann – der Männe!

Mittagszeit ist schon vorüber, wir bekommen Hunger. Nächstes Etappenziel ist Tobermory, der größte Ort auf Mull. Bekannt ist er durch seine vielen bunten Häuser in der Hafenstraße. Hier parken wir das Auto und spazieren einmal die gesamte Länge der Promenade ab. Hermann und ich kommen mit dem Besitzer eines Buchladens ins Gespräch: über die Pros and Cons der britischen Monarchie und vor allem die Gründe für die, gelinde gesagt, nicht gerade überragenden Popularitätswerte des neuen Königs Charles III. Hier gibt es einen Pub namens „The Mishnish“ – wenn das mal keine Steilvorlage fürs Mittagessen ist. Während wir auf Fish & Chips warten, erhält Hermann von Micha eine Einführungslektion in die Makro-Food-Fotografie. Seine Aufgabe: unsere Pints „Belhaven Best“ möglichst ansprechend arrangieren und ablichten. So vergeht die Wartezeit wie im Flug. Ein paar hundert Meter die Straße runter haben wir vorhin einen Eisladen erspäht, mit „award-winning“ Produkten in der Auslage. Irgendwie scheint hier jeder recht einfach für irgendwas einen Preis gewinnen zu können, denn diese Bezeichnung sehen wir öfter auf dieser Reise als irgendwo sonst. Sei’s drum. Das Eis schmeckt hervorragend. “Award verdient.” – da sind sich jedenfalls die drei kritischen Connoisseure aus Deutschland einig.

Weiter geht die Inselrundfahrt. Die Hauptstraße, die die Isle of Mull einmal komplett umrundet, ist leider nur für wenige Kilometer zweispurig ausgebaut. Auf dem Rest der Strecke heißt es: volle Konzentration und gute Vorplanung der Ausweichmöglichkeiten. Ein paar ordentliche Strände finden wir und halten dort für Fotos, ebenso einen kargen Küstenabschnitt mit Bergen, der aber mal genau so wie die Färöer aussieht. Wir haben noch drei Stunden Zeit und tasten uns einige Kilometer weiter nach Süden vor, bis wir die Landschaft entlang des Weges doch als zu langweilig empfinden. Immerhin gibt es hier im südlichen Teil der Insel wenigstens noch ein gescheites Schloß, nämlich das Duart Castle. Sehr fotogen liegt es auf einer kleinen Halbinsel direkt am Sound of Mull, samt herrlicher Bergkulisse im Hintergrund. Da diese Attraktion heute bereits geschlossen und außer uns kein einziger Besucher mehr hier ist, kann ich unbesorgt die Drohne fliegen lassen, um die Szenerie fotografisch angemessen einzufangen.

Als wir viel zu zeitig am Hafen in Craignure eintreffen, beginnt dort gerade das Boarding für die vorherige Fährverbindung in Richtung Festland. Ich befrage gleich einen der Mitarbeiter von Caledonian MacBrayne, ob für uns vielleicht spontan ein Plätzchen auf diesem Schiff frei wäre, was nach kurzer Rücksprache mit dem Lademeister bejaht wird. Dadurch erleben wir die halbstündige Passage nach Oban im schönsten Abendlicht. Im großen Tesco am Hafen werden noch einige Kochzutaten eingekauft, und heute bereiten die Begleiter das Diner für alle zu, während ich auf der Couch nach der langen Fahrt chillen darf. Hinterher müssen wir aber noch einige Gläschen “Arran Gold” trinken, der bei uns für eine herrliche Bettschwere sorgt. Kurz nach Mitternacht endet dieser Reisetag.

Dienstag, 23. Mai – Oban

Heute sollen an der gesamten Westküste Regenschauer durchziehen, und das tun sie schon ab dem frühen Morgen. Wir nutzen also diesen Tag für einen ausgedehnten Spaziergang durch Oban, mit gelegentlichen Pausen zum Souvenir-Shopping, wenn es gerade zu dolle schüttet. Mittagessen gibt’s bei einem ganz passablen Italiener am Hafen. Um die aufgenommenen Kalorien wenigstens teilweise auch wieder loszuwerden, laufen wir nach dem Lunch hinauf zum MacCaigs Tower oberhalb der Stadt, der einem römischen Aquädukt nachempfunden ist – nur eben in rund. Einen schönen Blick hat man von hier auf Oban, Teile der Westküste und sogar bis zur Isle of Mull. Den Abend verbringen wir mit Computerspielen und Bilder bearbeiten auf der heimischen Couch.

Mittwoch, 24. Mai – Loch Laggan, Ballater, Aberdeen

Das Wetter hat sich über Nacht leider noch verschlechtert. Zum Regen kommt nun noch starker Wind hinzu. Gut, daß wir heute unsere Zelte hier abbrechen und vor den suboptimalen Witterungsbedingungen an die Ostküste Schottlands fliehen können. Nach dem Frühstück und der obligatorischen Reinigung der Wohnung ist Abfahrt. Bei dem Schietwetter dauert es ewig bis zum ersten Halt. Am Loch Laggan, einem Stausee des Flusses Spey läßt der Regen für eine Weile nach, also riskieren wir einen Spaziergang am Ufer entlang. Ein kurzer Drohnenaufstieg gelingt mir, bevor das Gerät erst wieder über zuviel Wind meckert und kurz darauf kaum noch brauchbare Bilder liefert, weil die Optik schon wieder total versuppt ist. Laufen wir mal lieber zurück zum Auto. Am Ostende des Sees reißt plötzlich die Wolkendecke auf und läßt die Sonne auf breiter Front durchscheinen. Cool, also noch einen schnellen Fotohalt eingelegt. Die Drohne darf auch nochmal fliegen und beschert uns ein schönes Panorama mit See, Bergen und Wald.

Die Landschaft wird jetzt sanfter und weitläufiger. Wir haben die Speyside erreicht, ein breites Tal am gleichnamigen Fluß, berühmt für seine vielen Whisky- Destillerien. Kurz vor Aviemore, dem touristischen Zentrum der Region und Ausgangspunkt für Touren in den Cairngorms National Park, rasten wir in einem großen Gartenmarkt mit sehr ordentlichem Restaurant samt junger Schnittencrew. Aviemore selbst lassen wir aber unbeachtet, denn das werden wir vielleicht an einem der kommenden Tage besuchen. Heute müssen wir noch einige Kilometer fahren, außerdem möchte ich in Ballater ein Gebäude im Wes-Andersen-Style anschauen. Das ist nicht nur einen Katzensprung entfernt. 

Offensichtlich haben wir vor geraumer Zeit eine Art Wetterscheide passiert, denn seit Aviemore herrscht nur noch strahlender Sonnenschein mit ein paar Wolken am Himmel. Wir nutzen diese guten Bedingungen für so viele Fotostops wie möglich, aber nicht immer finden sich hier interessante Motive. Die Cairngorm Mountains: Highland Scenery at its best. Wenig Bäume, Bodenvegetation überwiegend in Brauntönen, Landmarks Fehlanzeige – für meinen Geschmack etwas langweilig. Auch aus der Vogelperspektive wird’s nicht besser, also halten wir uns ab der Bridge of Brown (heißt wirklich so) mit weiteren Fotostops extrem zurück. Schließlich wollen wir unser Quartier in Aberdeen noch vor dem Abendessen erreichen. Gegen 18 Uhr sind wir endlich da. Micha würde auf Hermanns Wunsch wieder Bauernfrühstück machen, weil das eine gute Grundlage für ausgedehnten Biergenuß darstellt, aber gerade fehlen uns noch ein paar Zutaten. Männe und ich werden darum mit einem Einkaufzettel zur nächsten Morrison’s-Filiale losgeschickt, damit es dem Meister nicht an Ingredienzen mangeln möge. Dieser hat inzwischen alle bereits vorhandenen Komponenten geschnibbelt, heißt unsere erstandenen Produkte gut und beginnt mit seiner Arbeit am Herd. 

Während also Cheffe in der Küche zaubert, nehmen die Schergen in aller Ruhe das Edel-Quartier in Augenschein. Wir befinden uns in einer alten Kaserne aus dem 19. Jahrhundert, die komplett zu einer Wohnanlage umgebaut wurde. Unsere Ferienwohnung geht über zwei Etagen und bietet neben reichlich Platz auch endlich wieder schnelles Internet und einen Vintage-Daddelautomaten im Wohnzimmer. Den probieren wir gleich mal aus. Geil! Halb neun hat der Meister in der Küche sein Tun beendet und serviert nun ein Bauernfrühstück vom Feinsten, mit passender Bier-Begleitung. Weil es noch hell und sonnig draußen ist, legen wir nach dem Essen noch einen kurzen Spaziergang ins Stadtzentrum ein. Was wir an ersten Eindrücken sammeln können, macht definitiv Lust auf mehr. Wir bleiben hier noch drei volle Tage, also reichlich Zeit, um Aberdeen auf eigene Faust zu entdecken. Aber nicht mehr heute. Ein ordentliches Feierabend-Bier und eine Runde Myst schließen unseren Tag ab.

Donnerstag, 25. Mai – Balmoral, Aviemore

Heute habe ich Geburtstag und darf das Tagesprogramm bestimmen. Meine Kumpels fahren beim Frühstück richtig auf, und sogar ein paar Geschenke gibt’s. Wie schön. Gar nicht so schlecht, an meinem Ehrentag nicht zu Hause zu sein. Das Telefon habe ich heute auf Flugmodus gestellt, weil ich nicht alle Nase lang Glückwünsche zum Fünfzigsten entgegen nehmen will. Hmm, was möchte ich denn heute so erleben? Gestern sind wir auf dem Weg nach Aberdeen an einer Ausschilderung zum Schloß Balmoral, der Sommerresidenz der Queen vorbei gefahren. Die würde ich gerne mal sehen. Nicht die Königin selbst, denn die ist ja vor einigen Wochen verstorben, sondern ihr Ferienhaus mit Garten. Natürlich ist hier alles um einige Nummern größer und mondäner als auf einer herkömmlichen Datsche, was sich bereits am großen eisernen Tor mit den goldenen Initialen der Bauherren zeigt. Einlaßkontrolle, kurzes Briefing durch die Parkwächter, und dann erst öffnet der Druck auf einen Buzzer das Gate. Über eine lange, von borealen Nadelgehölzen und kaledonischen Kiefern in XXL-Ausführung gesäumte Zufahrtsstraße erreichen wir zu Fuß als Erstes den neu angelegten Kräutergarten, der offensichtlich Prinz bzw. jetzt König Charles‘ Steckenpferd ist. So erzählt es jedenfalls der Audioguide. Lobenswert finde ich, daß die Queen immer alles Gemüse, das sie während ihres Aufenthaltes im Sommer hier verzehrt hat, auch in diesem Garten selbst angebaut hat. Beziehungsweise hat anbauen lassen, natürlich. Ihr Sohn dürfte als passionierter Bio-Landwirt diese Tradition sicher fortsetzen.

Nächste Station unseres Walk in the Park ist die Partyhütte am Rande eines kleinen Wäldchens. Diese gediegene Lodge diente als Gästehaus fürs Jungvolk, wenn die keine Lust hatten, in den dunklen Gemäuern des Schlosses selbst zu nächtigen. Sieht gemütlich aus, das würde mir auch gefallen. Nach wenigen Minuten stehen wir vor dem gartenseitigen Eingang zum Hauptgebäude von Balmoral. Hier kann man sich immerhin den Ballsaal ansehen, darf aber keine Fotos machen, was auch von diversen im Publikum verstreuten Guards kontrolliert wird. Nun ja, viele aufregende neue Erkenntnisse über das wilde Partyleben der Royals gewinnt man hier sicherlich nicht. Aber vielleicht die, daß wie überall im vereinigten Königreich auch im Schloß Balmoral der Zahn der Zeit an der Bausubstanz nagt. Ein paar Schritte hinter dem Ausgang auf der anderen Gebäudeseite liegt nochmal ein hübscher kleiner Garten mit den Wohngebäuden für das Dienstpersonal und einem Café, vor dem aktuell ein paar Biertisch-Garnituren mit Sonnenschirmen aufgestellt sind. Na dann schauen wir doch mal, was die Schloßküche hier zu bieten hat. Die Auswahl ist jedoch überschaubar, wir nehmen also nur ein paar Sandwiches und Kaffee. Gibt ja heute Abend noch was richtig Feines zu Essen. 

Weswegen bin ich eigentlich hier? Ich wollte Melanie aus einer Laune heraus eine blecherne Keksdose mit einem Konterfei des neuen Königs mitbringen. Und was läge da als Motiv näher als ein Foto von Prinz Charles bei seiner Krönung zum König, also eines once-in-a-lifetime-events, dem wir immerhin daheim bei der Live-Übertragung im TV beigewohnt hatten? Ich habe ja schon mehrfach festgestellt bzw. erfahren, daß der neue King hier oben in Schottland nicht übermäßig populär ist. Deswegen habe ich bislang auch nirgends irgendwelches „CR3“-Merch finden können. Aber wo, wenn nicht hier in Balmoral, in seiner eigenen kleinen Bubble, sollte es das wohl geben? Und richtig: der Souvenirshop enttäuscht nicht. Allein drei verschiedene Keksdosen mit dem Bild von QE2 vorn drauf, dieselbe Anzahl mit ihrem Sohn und weitere mit schottischen Motiven. Da schlage ich doch gleich zu und kaufe unter anderem eine royal-blaue “Special Balmoral Edition” mit Charles in Uniform.

So, jetzt wollen wir mal noch ein Stückchen weiter fahren. In Aviemore haben wir gestern einen historischen Bahnhof der Strathspey Railway gesehen, der uns total an die Kinder-Fernsehserie „Thomas und seine Freunde“ erinnert hat. Wenn der mal nicht sogar Vorbild dafür war. Wir parken das Auto und laufen zur Rückseite des Bahnhofs, denn hier befindet sich das Main Depot der Eisenbahn-Gesellschaft, und wir hoffen auf die Sichtung einiger außergewöhnlicher Lokomotiven. Leider kommt man nirgends richtig an das Gebäude ran. Alle Tore sind geschlossen. Hier erreichen wir wohl nicht allzu viel. Warten wir also auf den letzten Zug des Tages, der in einer halben Stunde hier einfahren soll. Ein paar Azubis in schicker Uniform fegen schon mal den Bahnsteig, auch sonst ist hier alles in einem pikobello Zustand. Gelegenheit für uns, ein paar Detailaufnahmen der Gebäude und Bahnanlagen anzufertigen. Kurze Zeit später rollt langsam der historische Dampfzug ein und wird nach kurzem Aufenthalt zurück ins Depot geschoben. Na gut, richtig sensationell war das jetzt nicht – aber immerhin ein paar Fotos für unser Reisebuch haben wir im Kasten. Auch Hermann ist mit seinem iPhone wieder voll dabei.

Micha hat sich für die Rückfahrt nach Aberdeen einen kleinen Umweg über die Whisky-Hauptstadt Dufftown gewünscht. Die ganze Stadt riecht nach Whisky, was wir sogar durchs geschlossene Autofenster mitbekommen – und ich möchte wetten, daß hier aus Sicherheitsgründen überall Rauchverbot herrscht. Sonst müßte man befürchten, daß einem der gesamte Ort, aufgrund des Alkoholgehalts in der Luft, mit einem gewaltigen „Puff“ um die Ohren fliegt, wenn man sich nur mal eben eine Kippe anstecken will. Ansonsten gibt es hier nicht sonderlich viel zu sehen. Einige Destillen haben schon geschlossen, bei anderen sehen die Produktionsanlagen wenig fotogen aus. Ewig Zeit zum Vertrödeln haben wir sowieso nicht, denn wir müssen ja rechtzeitig wieder in unserer Ferienwohnung sein: Frisch machen, umziehen und dann zur Abendessen-Location laufen. Das „Silver Darling“ soll es heute sein. Voll ist der Laden, und ich bin sehr froh, daß wir einen Tisch direkt am bodentiefen Fenster mit Blick auf die Hafeneinfahrt bekommen. Hier kann Hermann ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. Schließlich arbeitet er bei einer Reederei für Spezialschiffe zur Maintenance von Ölplattformen, und diese Branche hat hier definitiv eine Hochburg. Als die Sonne untergegangen ist, wanken wir leicht beduselt wieder in Richtung Ferienwohnung.

Freitag, 26. Mai – Aberdeen, Peterhead, Rattray

Nachdem wir gestern doch relativ lange im Auto gesessen haben, soll heute zur Abwechslung mal ein wenig Beinarbeit geleistet werden. Bei der Vorfeld-Recherche zu unserem aktuellen Wohnort hatte es mir die überall im Stadtgebiet verteilten Street-Art angetan, die wir auf einem Rundgang durch die City wann immer möglich „mitnehmen“ wollen. Es gibt sogar eine interaktive Karte, die die Standorte der Wandgemälde – sofern sie noch vorhanden sind – zeigt und dazu noch ein paar Hintergrundinformationen zu den einzelnen Bildern auflisten kann. Darüber hinaus bietet Aberdeen dem Architekturliebhaber einen eigenwilligen, nicht immer ganz gelungenen Mix aus historischer Bausubstanz im viktorianischen Stil, gepaart mit moderner Architektur aller Art: Bauhaus, Brutalismus, Funktionalismus – you name it. Obendrein sind überall diverse Kunstobjekte zwischen den Gebäuden platziert, so daß einem beim Fotografieren nicht langweilig wird. 

Was dieser Stadt hingegen fehlt, ist eine klassische Einkaufsstraße mit Fußgängerzone. Das Leben spielt sich hier vor allem rund um die Union Street ab, eine häßliche vierspurige Asphaltpiste mitten durch die Innenstadt. Entsprechend laut ist sie und lädt einen nicht gerade zum Verweilen ein. Das tut man besser in einer der deutlich ruhigeren Seitenstraßen mit vielen kleinen Shops, Bars, Cafés und Restaurants. Aber auch hier haben die Corona-Pandemie und der allgemeine wirtschaftliche Niedergang des Vereinigten Königreiches nach dem Brexit ihre Spuren hinterlassen. Viele der an sich schönen Läden sind zumindest temporär geschlossen oder wurden bereits ganz aufgegeben, was man an den unter- schiedlichen Verfallstadien der dazugehörigen Gebäude ablesen kann. 

Zum späten Mittagessen gibt es heute nur einen kleinen Snack auf die Hand, bevor wir am Nachmittag doch nochmal mit dem Auto ein paar Kilometer aus der Stadt raus fahren wollen. Hermann hofft nämlich, daß wir bei Peterhead eine der größten Raffinerien Westeuropas für Nordseeöl mit samt ihren gewaltigen Terminals für Tanker und Support Vessels wenigstens mal aus der Nähe anschauen und ein paar „seiner“ Schiffe in action sehen können. Leider ist hier natürlich alles weiträumig abgesperrt und fast wie ein Hochsicherheitsgefängnis eingezäunt, mit einigen Hundestreifen und mechanisierter Infanterie als mobilem Wachschutz. Fehlen nur noch Minenfelder und Selbstschußanlagen. Allzulange sollte man hier also nicht stehen bleiben, geschweige denn Fotos der Anlagen mit Profikameras und Teleobjektiven versuchen zu machen. Wir belassen es also bei einer Vorbeifahrt am Werkszaun, mit geschlossenen Fenstern und unverdächtiger Speed.

Den Fischereihafen in Peterhead können wir stattdessen gefahrlos besuchen. Was hier an Hochsee-Trawlern liegt, riecht (auch im wahrsten Sinne des Wortes) nach einem Multi-Millionen-Business und erinnert mich an diverse TV-Dokuserien wie „Der gefährlichste Fang Alaskas“ und ähnliche Produktionen mit maritimem Hintergrund. Überall Hightech, wohin man schaut. Jetzt aber genug Industrieanlagen angeglotzt. Wir wollen zum Tagesausklang nochmal zu dem Leuchtturm bei Rattray fahren, der Micha und mich schon bei unserer Tour 2020 begeistert hatte. Ein bißchen bucklige Strecke auf den letzten paar Kilometern erschwert die Fahrt, weil wir heute aus einer anderen Richtung kommen als vor 3 Jahren. Leichte Gehirnerschütterungen, einige Prellungen, blaue Flecken und ausgeschlagene Zähne sind bei den mitreisenden Passagieren wegen der vielen großen Schlaglöcher und Krater nicht gänzlich auszuschließen. 

Aber der Sandstrand von Rattray ist noch genau so schön, wie wir ihn in Erinnerung haben, und heute ist außer uns niemand hier. Da wir den etwa 500m vor der Küste auf einem Betonsockel errichteten Leuchtturm bereits in allen Variationen vor drei Jahren fotografiert haben, können wir uns heute einfach mal nur an der Szenerie erfreuen. Etwas kühl ist es inzwischen geworden. Die Sonne ist schon vor geraumer Zeit von den aufziehenden Wolken verschluckt worden – ein guter Zeitpunkt also, um nach Hause zu fahren. Zum Kochen hat heute niemand Lust, also holen wir uns kurz vor dem Ziel bei einer Imbißkette namens „Pepe’s Piri-Piri Chicken“ dreimal den Signature Dish zum Mitnehmen. Bier haben wir noch genug, und die Kombination aus gemütlich auf der Couch zocken und dabei Junk Food futtern erinnert uns doch sehr an unsere Jugend.

Samstag, 27. Mai – Castle Fraser, östliche Caringorms, Newhaven

Ohne konkretes Ziel düsen wir heute los. Einfach immer der Nase nach und anhalten, wo es schön ist. Nach einer halben Stunde Fahrt stoßen wir auf die Ausschilderung zum Castle Fraser. Eine von altem Baumbestand gesäumte Zufahrtsstraße hat es schonmal, erster Pluspunkt. Und wie bei so vielen, in Privatbesitz befindlichen Attraktionen in Großbritannien sieht man auch hier wieder, wer das Geld im Lande hat. Alles ist top gepflegt und sauber, kannste nicht meckern. Der Zutritt zum Schloßpark ist kostenlos, lediglich für die Besichtigung des Castles selbst werden 15 Pfund pro Erwachsenen fällig. Wir beschränken uns also auf den weitläufigen Landschaftsgarten, der genug Strecke zum Spazieren und natürlich auch das ein oder andere Fotomotiv bietet. Zwei Stunden verbringen wir hier an diesem sehr einladenden und harmonischen Ort. Dann starten wir wieder und bewegen uns in Richtung Küste. Ein paar Fotohalte in den östlichen Ausläufern der Cairngorms legen wir ein, aber so richtig fetzige Motive finden sich hier nicht.

Am Mittag machen wir Pause in Newhaven, über das ich in der Fernsehsendung „Wunderschön“, einem Reisemagazin des WDR, einen Beitrag über den dortigen, natürlich award winning, Fish-&-Chips-Laden an der Promenade gesehen habe. Schauen wir doch da mal vorbei, ob der was kann. Kurzversion: absolut! Wir nehmen 3 x das Haus-Special mit selbstgemachter Sauce Tartar und verspeisen die frisch gebrutzelte Leckerei direkt vor dem Eingang. Hier sieht man sogar auf einem Schild, von welchem Kutter und aus welchem lokalen Fanggebiet der heute verkaufte Fisch stammt. Jetzt vielleicht ein Eis als Nachtisch? Der nächste, selbstverständlich preisgekrönte Anbieter liegt direkt neben dem Imbiß von eben. Aber eine geschätzt 50 m lange Schlange und ein augenscheinlich wenig organisiertes Verkaufsteam lassen uns diese Idee schnell wieder vergessen.

Erstmal fahren wir weiter, denn schon im nächsten Ort harrt eine der bekannteren Sehenswürdigkeiten im Osten Schottlands ihrer Besichtigung. Dunnottar Castle wird in Google Maps als „Ruine einer geschichtsträchtigen befestigten Burganlage mit mehreren Steingebäuden auf imposantem Steilufer“ beschrieben. Ganz schön viel Betrieb hier, da warten wir lieber noch ein wenig mit dem Start der fliegenden Kamera und schauen uns das Areal erst einmal zu Fuß an. Die Burganlage sieht wirklich beeindruckend aus. Nach einer halben Stunde Kletterei auf den Felsen in der Brandungszone vor dem Schloß steigen wir die lange Treppe zur Besucherplattform wieder hinauf und gehen noch ein paar hundert Meter weiter an der Steilküste entlang, bis wir eine Stelle gefunden haben, wo wir ein Gruppenselfie mit der Burg im Hintergrund als Cover fürs Fotobuch hinbekommen könnten. Kurz nach halb sieben fahren wir wieder zurück nach Aberdeen. Während es sich Hermann und Micha schon mit ein paar Kaltgetränken am PC gemütlich machen, packt mich die Fotolaune, und ich laufe mit der Kamera bewaffnet noch eine Runde durch die Stadt, bis das Ende der blauen Stunde zum Heimweg mahnt.

Sonntag, 28. Mai – Dundee, Stirling

Heute steht die Verlegung der Truppe nach Stirling an. Wir wollen versuchen, auf dem Weg zur letzten Station unserer Reise so viel wie möglich von der Landschaft und möglichen Sehenswürdigkeiten unterwegs noch mitzunehmen. Wirklich etwas zu sehen gibt es allerdings erst in Dundee, das immerhin schon einmal Kulturhauptstadt Europas war. Wieder ein faszinierender architektonischer Mix aus guter alter britischer Sandstein-Bebauung und auf fetzige Ausschauigkeit optimierten neuen Museen und anderen öffentlichen Zweckbauten. Auto abstellen, die Kameras schultern, und weiter geht es per pedes an der langen Uferpromenade entlang zur V&A-Kunsthalle samt davor verankertem Segelschiff namens „RRS Discovery“. Wir teilen uns auf und beackern das Areal erst einmal getrennt. Auf der Rückseite des futuristisch anmutenden Gebäudes treffen wir uns dann wieder an einem der zahlreichen Foodtrucks, wo wir zumindest mal einen Kaffee in der Sonne trinken.

Lange verweilen wollen wir aber nicht, denn die Fußgängerzone am Ufer der Tay-Mündung ist noch ein ganzes Stückchen länger und führt direkt in ein Wohngebiet namens „South Victoria Docks“ hinein, das aus einem Mix aus umgebauten alten Speicherhäusern und dazwischen errichteten modernen Apartment-Blocks besteht. Nice! Award-winning. Hier würde ich auch wohnen wollen. Wir umrunden das hippe Quartier und biegen auf seiner Rückseite nach Norden ab, wo rund um das alte Hafenbecken der Docklands inmitten ehemaliger Industrie- bauten ein kleines Ausgehviertel entstanden ist. Was zum Mittag essen käme jetzt recht. Immerhin eine Filiale von Domino’s Pizza hat um diese Zeit zum Glück schon auf. Wir bestellen jeder einen Teigfladen und schauen beim Essen dem bunten Treiben vor der Tür zu. Hauptsächlicher Eyecatcher ist ein großer Wasserpark aus aufblasbaren Hüpf- und Kletterburgen. Die Kinder und Jugendlichen, die hier gerade zahlreich umher schwimmen, haben offensichtlich viel Spaß.

Als wir wieder beim Auto eintreffen, ist es bereits später Nachmittag. Machen wir uns mal auf den Weg nach Stirling. Nach einer guten Stunde Fahrt sind wir da und können dank Schlüsselbox unser Ferienhaus direkt beziehen. Direkt an einer vielbefahrenen Hauptstraße gelegen, aber wenigstens gemütlich eingerichtet. Und nicht allzuweit vom Stadtzentrum entfernt. Nutzen wir diesen Umstand doch gleich aus und laufen mal dahin, um uns einen Eindruck davon zu verschaffen, was die Stadt so zu bieten hat. Naja, viel ist es nicht. Einmal die überschaubare Fußgängerzone auf und ab gelaufen – nach einer dreiviertel Stunde haben wir eigentlich alles Wesentliche gesehen. Der Wind treibt uns den markanten Duft nach verbranntem Fleisch in die Nase: hier muß irgendwo ein „Pepe’s Chicken“ in der Nähe sein. Wir laufen zurück zum Ferienhaus, machen uns ein paar Bierchen auf und setzen uns zum Abendessen in den rückwärtigen Garten, bis die Sonne endgültig untergegangen ist. Wieder ist ein Reisetag vorbei…

Montag, 29. Mai – Scotland’s Secret Bunker

Gestern haben wir entlang der Fahrtroute immer mal wieder Werbung für eine weniger bekannte Sehenswürdigkeit gesehen: „Scotlands Secret Bunker“. Und weil wir uns alle für Geschichte interessieren, ist diese Einrichtung aus dem kalten Krieg also unser heutiges Tagesziel. Eintritt ist moderat teuer, Fotos darf man auch jederzeit machen, allerdings ohne Blitz. Kein Problem mit modernen Kameras, wird halt die ISO-Empfindlichkeit im Zweifelsfall auf sechsstellige Werte hochgedreht. Was soll man sagen? Ist schon eine interessante Einrichtung, so ein atombombensicherer Bunker, der im Falle eines nuklearen Konfliktes zwischen Nato und Warschauer Pakt der britischen Regierung als Kommandozentrale gedient hätte. Ein kurzweiliger und informativer Audio-Guide begleitet uns durch die verschiedenen Räume. Viele spannende Objekte stehen und hängen überall rum und warten nur darauf, fotografisch entdeckt zu werden. Als wir wieder an der Erdoberfläche angekommen sind, gibt’s hinterher einen kurzen Rundgang durch eine etwas uninspiriert zusammengekloppte Ausstellung verschiedener Militärfahrzeuge der Epoche. Wir holen uns noch ein Eis im Souvenir-Shop und fahren bald danach zurück.

Am Nachmittag sind wir wieder daheim. Das beeindruckende, weithin sichtbare Schloß in der Stadtmitte hatte bei der Reiseplanung den Ausschlag gegeben, Stirling als Station einzubauen. Schauen wir uns die Anlage also mal aus der Nähe an. Ein halbstündiger Fußmarsch bringt uns vom Parkplatz zur äußeren Mauer, wo unser Rundgang beginnt. Wir schauen im Ticketshop vorbei und beschließen nach dem Studium der Eintrittspreise, die neunzig Pfund für drei Erwachsene lieber für Mitbringsel auszugeben. Zumal die öffentlich zugänglichen Fotos aus dem Inneren der Burg nicht gerade Anlaß zur Begeisterung bieten. Statt dessen striezeln wir etwa eine Stunde durch die Anlagen rund um das Schloß, essen noch ein Eis am Burgtor und beschließen, daß es für heute reicht mit Kultur und Infotainment. 

Wieder in der Unterkunft angekommen, nutzen wir das schöne warme Wetter zur Entspannung im Garten hinter dem Haus. Heute abend müssen wir nämlich bereits wieder packen, denn morgen endet unsere gemeinsame Reise. Hermann und Micha machen sich wieder auf den Heimweg nach Deutschland, während ich weiter nach Bergen fliege, wo ich am frühen Nachmittag meinen Sohn Johannes zu einer weiteren Woche Jungs-Urlaub im schönen Norwegen treffe. Zum Abendessen gibt es Burger oder Döner, beides nicht award-winning, aber dafür in Laufweite. Die verbliebenen Biere werden geleert, und später muß noch den letzten Myst-Rätseln auf den Grund gegangen werden.

Dienstag, 30. Mai – Abreise

Heute ist unsere Reise zu Ende. Schade, denn die Zeit verging wieder einmal viel zu schnell. Wir frühstücken noch eine Kleinigkeit, packen unser Zeug ins Auto und steuern den Flughafen Edinburgh an. Große Überraschungen bei der Mietwagen-Rückgabe dürfte es nicht geben, haben wir doch gleich beim Beginn der Reise den Voucher „Nothing-is-a-damage“ am Flughafen erstanden, der uns vor allzu teuren Nachzahlungen bewahren sollte.


Mein Flug geht deutlich früher als der meiner Kumpels, so daß ich nach dem letzten gemeinsamen Kaltgetränk in einem der Airport- Restaurants gegen 10 Uhr durch die Sicherheitskontrolle gehen kann, während Männe und Micha nochmal knapp drei Stunden auf ihren Aufruf zum Boarding warten müssen. Tut mir ein bißchen leid. Wir verabschieden uns alle voneinander und freuen uns über unsere gemeinsam verbrachte Zeit. Bis in zehn Jahren zur nächsten Jubiläumstour!

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