28 Feb 2014 Wintertour 2014, Teil 1
Montag, 3. März
Bevor wir morgen leider schon wieder Abschied nehmen müssen, wollen wir heute noch einmal eine kleine Wanderung unternehmen. Das Gute an diesem ungewöhnlich milden Winter ist der Umstand, daß aufgrund der geringen Niederschläge in dieser Jahreszeit Touren möglich sind, die man sonst nur im Sommer gehen könnte. Eine solche werden wir heute in Angriff nehmen. Matmora – seit 2008 auf meiner Wunschliste. Großer Pluspunkt: Die Strecke liegt in einem der schönsten Teile der Lofoten, der Nordostseite der Insel Austvågøya. Hier findet man sie noch, die Ruhe abseits der belebten Touristenstraße E10, denn hierher verirren sich nur selten Urlauber.
Anne Gerd wartet bereits am Startpunkt auf uns, denn sie hat heute morgen Johannes zum Flughafen nach Svolvær gebracht und sich anschließend eine Mütze voll Schlaf in ihrem Wagen gegönnt. Wir verstauen Fotoausrüstung und Proviant in unseren Rucksäcken, und dann geht’s los. Der Weg wartet im unteren Teil mit einigen großen Eisflächen auf, die unfallfrei überwunden werden wollen, bevor sich der Track am Berghang entlang im Zickzack nach oben schlängelt. Wir hatten leichte Minusgrade in der vergangenen Nacht, so daß der Pfad hartgefroren ist und sich gut erklettern läßt. Alle fünfzig Höhenmeter wartet irgendein Felsvorsprung mit herrlicher Aussicht auf uns. Wir fotografieren und genießen den atemberaubenden Ausblick auf das Nordmeer und die Vesterålen. Nach etwa zwei Dritteln des Aufstieges zum Gipfelplateau verschlechtert sich plötzlich dramatisch die Beschaffenheit des Weges. Eis und verharschter Schnee machen den Pfad nahezu unpassierbar. Wir kämpfen uns noch einige Höhenmeter weiter, durch Birkenunterholz an den größten Eisflächen vorbei, aber irgendwann brechen wir den Aufstieg aus Sicherheitsgründen ab, nachdem selbst unsere norwegische Führerin mit ihren Steigeisen kaum noch Halt findet. Schade drum, aber wir wollen nichts erzwingen. Better safe than sorry.
Wir kehren um und steigen hinab zum nächsttieferen Felsplateau mit Aussicht und Sonne. Wenn wie heute kein Wind weht, kann man hier sogar nur im T-Shirt sitzen. Die mitgebrachten Leckereien werden aufgeteilt und verspeist. Lediglich Lukas’ selbst geschmiertes Eibrötchen findet keine echten Fans. Ob das wohl an dem Eßlöffel Salz liegt, der sich darin verbirgt? Noch etwas fällt auf: mein Kollege aka Zbigniew Popolski scheint ein Faible für Stromleitungen aller Art zu haben. Ständig fotografiert er welche, oder schaut ihnen auf den Autofahrten verträumt hinterher. Micha und ich machen schon unsere Witze.
Wieder unten am Ausgangspunkt der Tour überlegen wir, wie’s weiter geht. Wir entscheiden uns für einen Abstecher zum Holzpavillon in Grunnfør, der seit Neuestem auch noch von einer Strandbar aus Strandgut (wie passend) ein skurriles Ensemble bildet. Anne Gerd, Lukas und ich nehmen die neue Chill-out-Location erst einmal näher in Augenschein. Alles da, was man für gepflegtes Abhängen am Nordmeer braucht: Grill (reicht auch für große Tiere am Stück), Getränke (alkoholfrei, Kasse des Vertrauens), Mucke (in Form von Gitarre und Tamburin), Lesestoff (falls man wegen schlechten Wetters mal ein paar Tage nicht weg kommt) und sogar Wolldecken (für eine mögliche Überwinterung) finden sich hier. Nicht übel. Wir stöbern ein wenig in der Hütte herum, während sich Micha am Glashaus mit seinem Weitwinkel-Objektiv nach Herzenslust austoben kann. Danach folgen noch einige gestellte Fotos im Inneren des Pavillons, die eigentlich ganz gut geworden sind. Mittlerweile ist es Nachmittag. Anne Gerd nimmt nun den direkten Weg zurück nach Hause, während wir die Umrundung der Insel Austvågøya komplettieren. Unterwegs gibt es tolle Motive durch Spiegelungen der heutigen Stratocumulus-Bewölkung im Austnesfjord zu bestaunen. Wir schaffen schließlich noch einen Abstecher nach Henningsvær, das wir bei goldenem Licht erreichen. Besser kann’s nicht laufen. Wir schießen ein paar Fotos am Leuchtturm, bevor die Sonne über den westlichen Inseln der Lofoten im Meer versinkt.
So, jetzt aber schnell zurück, denn wir wollen heute für unsere Gastgeberin kochen und müssen dazu in Leknes noch ein paar Zutaten besorgen. Es gibt Schweinelende mit Kartoffelpüree, Rotwein-Sahnesauce (extra strong, ich sage nur: ergibt 4 Liter!) und Gurkensalat. Dazu ein kühles Bierchenchen – fertig ist der deutsche Abend. Inklusive Gemütlichkeit. Anne Gerd ist begeistert. Und so endet denn auch unser letzter kompletter Reisetag auf den Lofoten.
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